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Neue Studie: Musikschaffende unzufrieden mit Streamingeinnahmen

Neue Studie

Musikschaffende unzufrieden mit Streamingeinnahmen
Eine gestern veröffentlichte Studie zu Vergütungssystemen von Musikstreamingdiensten legt harte Zahlen auf den Tisch. 68 Prozent der befragten deutschen Musikschaffenden verdient weniger als 1 Euro pro Jahr mit Spotify und weiteren Diensten.
Das Logo von Spotify wird auf einem Apple-Smartphone angezeigt.
Spotify & Co. - Musikschaffende sind unzufrieden mit Vergütung von Streamingdiensten (Foto: picture alliance/onw-images | onw-images.de/Marius Bulling)

Musikstreamingdienste stehen schon seit längerer Zeit öffentlich in der Kritik, vor allem was die Transparenz und faire Bezahlung von Künstlerinnen und Künstlern angeht. Das Forschungsnetzwerk Digitale Kultur hat gestern eine umfangreiche Studie veröffentlicht, welche sich mit dem aktuellen Vergütungssystem im Musikstreaming-Geschäft auseinandersetzt. Die Besonderheit ist, dass sich die Studie vor allem auf den deutschen Markt bezieht. Die Forschenden haben dafür unter anderem eine umfassende Literaturanalyse durchgeführt. Außerdem 60 qualitative Interviews mit Akteuren der deutschen Musikindustrie sowie eine quantitative Befragung von 3000 deutschen Musikschaffenden und eine Datenanalyse des deutschen Marktes für Musikaufnahmen (Datenmaterial von 20 Jahren) wurden dafür ausgewertet.

Ergebnisse der Studie

Dabei kam unter anderem heraus, dass 74 % der befragten Musikschaffenden unzufrieden mit den Einnahmen durch Musikstreaming sind. Das liegt vor allem an der folgenden Polarisierung: 75 % der durch Streamingdienste generierten Umsätze gehen an nur 0,1 % der Künstler:innen, während 68 % der Künstler:innen weniger als 1 Euro Umsatz pro Jahr mit Streamingdiensten generieren können.

Bei der Befragung kam heraus, dass Musikstreaming nur mit 13,9 % als zweitwichtigste Einnahmequelle für die Befragten Musikschaffenden fungiert. Die Einnahmen seien in den letzten Jahren zwar gestiegen, trotzdem sind 80,4 % der Befragten unzufrieden mit den Einnahmen. „Die Einnahmen […] sind minimal und stehen in keinem Verhältnis zu dem, was ich investiere“, begründete eine befragte Person ihre Entscheidung.

Neues Vergütungsmodell nötig?

Oft wird nun über eine Umverteilung der Einnahmen durch ein verändertes Vergütungsmodell gesprochen. Aktuell verwenden Streamingdienste wie etwa Marktführer Spotify das Pro-Rata-Modell, wonach vor allem Popstars mit Milliarden an Streams weltweit das meiste Geld erwirtschaften – kleinere lokale- oder Nischen-Künstler:innen gehen dabei fast leer aus. Der Grund dafür ist unter anderem das Prinzip, nach dem abgerechnet wird. Beim Pro-Rata-Modell werden alle Gebühren, die etwa durch Abonnements eingenommen werden, gepoolt und die Rechteverwerter oder Labels erhalten „Erlöse proportional zu ihrem Anteil an der Gesamtzahl der Streams in einem Markt und Zeitraum“.

Das heißt, wenn ein großer Künstler insgesamt 20 Milliarden Streams pro Jahr erzielt und das insgesamt einen Anteil von etwa 1 % der gesamten Streams pro Jahr auf der Plattform ausmacht, bekommt der Rechteverwerter genau 1 % dieser Gesamteinnahmen. Laut Spotifys eigener Datenvisualisierungs-Seite Loud & Clear, hat das Unternehmen 2024 neun Milliarden US-Dollar an Tantiemen ausgezahlt. Mit 1 % Gesamtanteil wären dabei zum Beispiel dann 90 Millionen Dollar herausgesprungen. Kritisiert wird dabei vor allem, dass Nutzer:innen mit Beiträgen Künstler:innen finanzieren, die sie überhaupt nicht hören.

Mit einem alternativen, nutzerzentrierten Modell könnte sich dies ändern. Hierbei würden die Abonnenten-Gebühren eines Nutzenden nur an die Musikschaffenden verteilt, die der Nutzende auch wirklich hört.

Die neue Studie zeigt auch, dass es bisher nur sehr wenig unabhängige Forschung auf diesem Gebiet gab, mit welcher die Folgen einer solchen Umstellung vorhergesagt werden könnten. Laut einer Studie aus Frankreich könne die User-Centric-Regel die Erlösanteile der Superstars etwa um 6 % und von HipHop- und Rapmusik um 13 % absenken.  Pop- und Rocksongs erhielten 10 bzw. 17 % mehr Erlöse.

Es gibt aber auch Stimmen, die eine Umstellung als weniger sinnvoll erachten und argumentieren, dass trotz einer Umschichtung Künstler:innen im unteren Segment nur bis zu 10 Euro zusätzlich im Jahr bekommen würden. Trotzdem würden knapp 75 % der Befragten aus der neuen Studie ein User-Centric-Modell dem aktuellen System vorziehen.

Statement von Claudia Roth

Kulturstaatsministerin Claudia Roth äußerte sich bereits in Bezug auf die Studie: “Die Studie zeigt auf, wo es Verbesserungen im Markt des Musikstreaming braucht; wenn 75 Prozent der Umsätze auf 0,1 Prozent der Künstlerinnen und Künstler entfallen, spricht das eine klare Sprache.” Weiter fordert Roth: “Es braucht eine faire Vergütung von Musikschaffenden, mehr Transparenz und insgesamt also eine Demokratisierung der Marktmacht. Zudem braucht es weiterhin gezielte Förderprogramme für Musikerinnen und Musiker. Die Studie bestätigt aus meiner Sicht, dass hier beim Musikstreaming Handlungsbedarf besteht.”

Hier geht es zur vollständigen Studie.