Zwischendurch sieht man im neuen Video zu “Genocidal Humanoidz” auch immer wieder System Of A Down selbst: Mit Wackelkamera, flackernden Stroboskop-Lichtern und Bühnen-Halbdunkel unterstreicht die Band den manischen, unruhigen, thrashigen Ton des Songs, den sie im November als Reaktion auf den erneut eskalierten Bergkarabachkonflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan zusammen mit dem ebenfalls neuen Song “Protect The Land” veröffentlicht hatte.
Der wichtigere Part des Clips aber ist die Geschichte, die in größtenteils schwarz-weißen Zeichentrick-Animationen erzählt wird, die grob an Marjane Satrapis “Persepolis” erinnern: Ein Junge streift durch eine im Krieg zerbombte Stadt, findet eine Blume und legt sie auf einer toten Frau ab, zieht im Angesicht düsterer, schattenartiger Dämonen eine Schleuder – und triumphiert am Ende, weil er nicht allein steht. In der Story spiegelt sich die Perspektive von System Of A Down auf den Bergkarabachkonflikt, die auch im Songtext unmissverständlich durchkommt: Die Weltgemeinschaft hat die armenische Bevölkerung des von Aserbaidschan beanspruchten Arzach allein gelassen, wir sind friedfertig, aber wenn wir bösartigen Invasoren gegenüberstehen, werden wir uns mit aller Macht verteidigen und gemeinsam siegen – auch, weil wir die Geschichte auf unserer Seite haben werden.
Das unter der Regie von Bassist Shavo Odadjian und Adam Mason entstandene Video hatte am Wochenende seine Premiere im Anschluss an einen bereits angekündigten Livestream der Band gefeiert. In dem zweistündigen Event hatten Sänger Serj Tankian, Odadjian und Schlagzeuger John Dolmayan per Videokonferenz für Spenden für die Kriegsversehrten in Arzach und Armenien geworben und dafür mit Mediziner:innen, Aktivist:innen und Journalist:innen gesprochen, kurze Einspieler zum Thema gezeigt und zwischendurch auch Kollegen wie Justin Chancellor (Tool), Joe Hahn (Linkin Park) oder M. Shadows (Avenged Sevenfold) ihre Unterstützung bekennen lassen. Fans konnten eine unterschriebene Litographie der Band gewinnen, wenn sie einen Beleg für eine geleistete Spende vorlegten.
Kurz vor dem Waffenstillstand vom 10. November 2020 hatten System Of A Down mit den beiden neuen Songs “Protect The Land” und “Genocidal Humanoidz” Stellung zum Bergkarabachkonflikt genommen und Spenden gesammelt. Hoffnungen auf weitere neue Musik dämpfte die Band jedoch schnell: Sie habe im Sinne einer wichtigen Sache mit einer Stimme gesprochen, dafür aber für andere Projekte gedachte Musik verwendet und darüber hinaus bislang nichts Neues erarbeitet.
Im Juni wollen System Of A Down Stadion- und Festivalshows in Europa spielen. Ob diese stattfinden können, sollten Fans wegen der Coronavirus-Pandemie regelmäßig vorab prüfen.
Video: System Of A Down – “Genocidal Humanoidz”
Video: System Of A Downs Livestream-Event
Live: System Of A Down
02.06. Nickelsdorf – Nova Rock
08.06. Zürich – Hallenstadion
11.06. Nürnberg – Rock im Park
13.06. Adenau / Nürburgring – Rock am Ring