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Sziget Festival - Schlafwandler und Rauscherfahrene

Sziget Festival – Schlafwandler und Rauscherfahrene
Alles klingt zusammen wie bei einer Symphonie, woanders gibt’s das selten oder nie. Ganz genau – das Sziget ist mit Hip-Hop, Klezmer-Pop, Balkan-Beats und Indie-Rock wohl eines der facettenreichsten Festivals in Europa.

Freitag, 10. August

Als bajuwarische Kapellmeister haben die Veranstalter am Freitag die Sportfreunde Stiller gebucht, die auch weit weg von dahoam keine Mühe haben, ins Spiel zu finden und mit gewohnter Dynamik zu Werke gehen. Überraschend: Auch in Ungarn kennt man Roque Santa Cruz.

Deutlich schwerer als die Sportfreunde tun sich an gleicher Stelle später die Jungspunde von The xx, deren Lead-Sänger Oliver Sim gleich zu Beginn klarstellt, dass er Festival-Auftritten eigentlich gar nichts abgewinnen kann – erst recht nicht, wenn es draussen noch hell ist und ihm die Sonne direkt ins Gesicht scheint. So passt es, dass die als Headliner geführten Londoner mit ihren elektronisch-unterkühlten, somnambulen Songs erst dann zu wahrer Stärke finden, als die Dämmerung sich über die Insel legt. Leider ist die Show da aber schon fast vorbei.

Jahrzehnte älter, aber trotzdem agiler wirken die Brit-Pop-Legenden der Stone Roses. 15 Jahre Pause können manchmal wie ein Jungbrunnen sein. Den besten Auftritt liefert dennoch Shantel mit seinem Wanderzirkus vom Bucovina Club Orkester. “Bella Ciao”, das italienische Partisanenlied aus dem zweiten Weltkrieg, ist im Land der Magyaren offenbar noch heute ein Gassenhauer.

Samstag, 11. August

Sie treiben sich da rum, wo der Whiskey in Strömen fließt. Das jedenfalls lassen ihre Lieder vermuten. Weil sie einem guten Tropfen aber auch selbst nie wirklich abgeneigt waren, mussten die Pogues in den Achtziger Jahren zeitweise jedes dritte Konzert absagen, um den eigenen Rausch auszuschlafen. Frontmann Shane MacGowan, ganz der Profi, macht es beim Sziget besser und nimmt den Rausch einfach mit auf die Bühne. Ob er sich jemals an den Auftritt erinnern wird, ist zu bezweifeln.

Selbsternannte Punk-Rocker wie Sum 41 haben im Vergleich dazu die Aura braver Schwiegersöhne. “Show me your hands, I wanna see all your hands.” Silbereisen im Anarcho-Kostüm.

Bei den Nordiren vom Two Door Cinema Club fahren die Gitarren Karussell. Noah And The Whale beginnen folkig verschlafen und spielen dann doch noch eines ihrer besten Konzerte.

Als es Nacht wird, betritt Snoop Dogg die Bühne. Pumpende Beats erschüttern die Insel. Der Dogfather fordert seine Jünger auf, Giftkraut zu rauchen und Sex zu haben. Zwischendurch wird immer wieder die Heimat beschworen. “Westcoast, Westcoast.” Ehrensache.

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