Am Wochenende wurde der Auftritt von The 1975 beim Good Vibes Festival in Kuala Lumpur vorzeitig abgebrochen. Grund: Frontmann Matty Healy hatte sich kritisch gegenüber der dortigen Regierung geäußert. So bezog er Stellung zur Kriminalisierung der Homosexualität in Malaysia. Unter anderem sagte er: “Es tut mir leid, wenn euch das beleidigt und ihr religiös seid und es Teil eurer verdammten Regierung ist, aber eure Regierung ist ein Haufen verdammter Idioten und es interessiert mich nicht mehr. Wenn ihr Druck macht, werde ich zurückschlagen.” Daneben kam es unter Applaus zu einem Kuss zwischen Healy und Bassist Ross MacDonald.
Kommunikations- und Digitalminister Fahmi Fadzil beendet allerdings nicht nur das Set der Indiepop-Band, sondern die gesamte Veranstaltung. Den Vorfall bezeichnete er als “Herabwürdigung und Verletzung der dortigen Gesetze”. In Malaysia steht Homosexualität unter Strafe und wird mit bis zu 20 Jahren Haft und einer Prügelstrafe geahndet. Im Gespräch mit der Taz äußerte der Vorsitzende der malaysischen LGBTQ-Organisation PLU (People Like Us) Gavin Chow zu den Ereignissen: “Bedauerlicherweise ist die Gegenreaktion auf die LGBTQ-Community in Malaysia nach dem Vorfall bereits im Gange und es werden in den nächsten Tagen wohl weitere Anti-LGBTQ-Narrative auftauchen.”
In Zuge dessen hat die Band auch ihre Konzerte in Indonesien und Taiwan abgesagt. In einem Statement heißt es: “Die Band nimmt die Entscheidung, eine Show abzusagen, nie auf die leichte Schulter und hat sich sehr darauf gefreut, für die Fans in Jakarta und Taipeh zu spielen, aber leider ist es aufgrund der aktuellen Umstände unmöglich, die geplanten Shows durchzuführen.”
Bereits 2019 hatte Healy bei einem Auftritt von The 1975 in Dubai Stellung zu den Rechten der LGBTQIA+-Community bezogen. Damals hatte er einen männlichen Fan geküsst. Damit wollte er ein Zeichen gegen die Diskriminierung Homosexueller in den Vereinigten Arabischen Emiraten setzen. In Dubai steht Homosexualität ebenfalls unter Strafe.
Seit 2012 veröffentlicht die Spartacus-Redaktion den Gay Travel Index. Bezüglich der Reisesicherheit soll der Index queeren Menschen als Orientierung dienen. 202 Länder und 50 US-Staaten werden nach einem eigenen Punktesystem miteinander verglichen und bewertet. Malaysia befindet sich aktuell auf Rang 188. Deutschland auf Rang neun.
Daneben veröffentlicht die ILGA World jährlich Weltkarten, um auf Gesetzeslage für die LGBTQIA+-Community aufmerksam zu machen. So hat ILGA Asia im November vergangenen Jahres in einem Bericht darauf hingewiesen, dass es für queere Menschen in Malaysia kaum noch soziale Räume gibt, in denen sie sich frei bewegen können. Dabei hat die Organisation auf ihrer Website im Detail diejenigen Gesetzte aufgelistet, die die Rechte der queeren Community einschränken. So werden unter anderem geschlechtsangleichende Operationen und gleichgeschlechtlicher Sex unter Strafe gestellt.