Laut einem Bericht des US-Magazins Politico könnten Live Nation und die zum Unternehmen gehörende Plattform Ticketmaster möglicherweise noch in diesem Herbst mit einer Kartellklage des Justizministeriums konfrontiert werden. Demnach wird den beiden Unternehmen vorgeworfen, ihren jeweiligen Einfluss in der Unterhaltungs- und Konzertindustrie missbraucht und unter anderem weitere Plattformen vom Ticketverkauf ausgeschlossen zu haben. Ausgehend von früheren Äußerungen des Kartellamtschefs Jonathan Kanter könnten Live Nation und Ticketmaster im Falle eines Erfolgs der Klage gezwungen sein, ihre Geschäftsbereiche wieder zu trennen. 2010 hatte das Medienunternehmen Live Nation die Ticketplattform Ticketmaster übernommen und in das eigene Portfolio integriert. So werden zum Beispiel Tickets für von Live Nation veranstaltete Konzerte vornehmlich und teils exklusiv über Ticketmaster vertrieben.
Kartellamtschef Kanter betont, dass er es vorziehe, “gegen Kartellrechtsverletzer zu prozessieren”, anstatt einen Vergleich zu schließen, und dass er “lieber strukturelle Abhilfemaßnahmen” – wie die Zerschlagung der Unterhaltungsgiganten durchsetzen würde, statt “verhaltensbezogene Abhilfemaßnahmen”, wie die Aufforderung an die Unternehmen, sich zu verpflichten, auf bestimmte Verhaltensweisen zu verzichten.
Auch Live Nation hat sich dem US-Magazin mittlerweile zur Sache geäußert: “Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit dem DOJ [Department of Justice], und sie haben uns nicht gesagt, dass sie glauben, dass wir irgendetwas Illegales tun, oder uns aufgefordert, auf irgendwelche Bedenken einzugehen”, erklärte Live-Nation-Vizepräsdient Dan Wall. “Es wäre höchst ungewöhnlich, wenn das DOJ eine Klage einreichen würde, ohne dass wir darüber informiert worden wären und ohne dass es danach einen intensiven Dialog gegeben hätte. Sollten sie jedoch Klage erheben, sind wir darauf vorbereitet, uns zu verteidigen.”
Ticketmaster war in den letzten Monaten vor allem durch das neu eingeführte Modell der “dynamischen Preisgestaltung” in die Kritik geraten. Dabei wird der Ticketpreis, ähnlich wie bei Flügen oder Hotelzimmern, je nach dem Angebot und der Nachfrage angepasst. Klicken zum Beispiel bei einem Vorverkaufsstart viele User:innen auf die Seite der Ticketanbieter, erhöht sich der Preis – teilweise um ein Vielfaches.
Dieses neue Modell stößt auch in Deutschland auf große Kritik und sorgt für viel Ärger bei den Fans, zuletzt bei den Vorverkäufen von großen Bands und Künstler:innen wie Taylor Swift, Coldplay oder Depeche Mode. In den USA regt sich auch unter den Künstler:innen Widerstand. Vor allem The Cure um Frontmann Robert Smith hatten sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch gegenüber dem neuen Preismodell und undurchsichtigen Gebühren geäußert. Später hatten sich auch Pearl Jam gegen die neuen Preismodelle ausgesprochen. The Cure hatten die Anwendung auf ihre Tickets untersagt und Robert Smith ging auf Twitter auf Konfrontationskurs mit dem Unternehmen. Nachdem sich auch Live-Nation-CEO Michael Rapino kontrovers zum Sachverhalt geäußert hatte, schaltete sich zuletzt sogar US-Präsident Joe Biden in die Debatte ein.