“This Band Is Tocotronic”, so der Titel des neunteiligen Podcasts, zeichnet den Weg von Tocotronic nach – allerdings ohne sich chronologisch an der Bandhistorie abzuarbeiten. Produziert vom rbb, ARD Kultur und NDR Kultur, spricht Gastgeberin Stefanie Groth im Storytelling-Podcast in ausführlichen Gesprächen mit den einzelnen Bandmitgliedern, lässt aber auch Wegbegleiter:innen zu Wort kommen. Darunter Thees Uhlmann, Beatsteaks-Sänger Arnim Teutoburg-Weiß und Bernadette La Hengst. Gleichzeitig ist Groth dabei, wenn neue Songs entstehen, und gibt dadurch Einblicke in den Arbeitsprozess der Vertreter der Hamburger Schule, die sich 1993 ihren Safe Space im Proberaum geschaffen haben.
Als Hörer:in begibt man sich auf eine Reise durch die letzten 30 Jahre, die sich an der Schnittstelle zwischen Musik und Zeitgeschehen bewegt. Die Nachwendejahre, das Zeitalter von VIVA und MTV und die Hamburger Subkultur sind nur drei der Punkte, an denen sich die Entwicklung der Band in einzelnen und die der deutschen Musiklandschaft im Speziellen ablesen lässt und die in den einzelnen Folgen anhand prägender Momente der Band aufgegriffen werden. Die ersten beiden Episoden des Podcasts sind seit heute in der Audiothek sowie auf ard.kultur.de und radioeins verfügbar.
Die erste Folge “Hamburg: Die Idee ist gut!” setzt sich mit den Anfängen von Tocotronic auseinander, thematisiert anhand der Verleihung des Comet – damals ein Preis des Musiksenders Viva – aber auch ihren Zwiespalt als Künstler zwischen Underground und Kommerz; von der Roten Flora bis auf die Bühnen der Musikbranche. Eine Auszeichnung in der Kategorie “Jung, deutsch und auf dem Weg nach oben” zu bekommen? Schwierig für die Band, die sich in diesen Begriffen nur bedingt wiederfindet. Damit setzt die erste Folge im 1996 an, schlägt allerdings die Bogen zu den Anfangsjahren.
“Tocotronic sind nicht Nirvana und Hamburg ist nicht Seattle.” Von dieser Erkenntnis wird die zweite Folge “Rebellion: Wir kommen, um uns zu beschweren” bestimmt – und findet trotzdem Parallelen zwischen den beiden Bands. Nicht zuletzt der Versuch, sich so wenig wie möglich vereinnahmen zu lassen. Aller Anerkennung und Liebäugelei, Teil einer Jugendbewegung zu sein, zum Trotz. Trotzdem landen sie auf den Titelseiten der Musikmagazine und den Bühnen bereits erwähnter Musiksender – und beweisen Haltung. Den Comet lehnen sie mit der Begründung “Wir sind nicht stolz darauf, jung zu sein. Und wir sind auch nicht stolz darauf, deutsch zu sein” ab. Wie Tocotronic den Spagat zwischen Rebellion und Erfolg meistern, erfährt man in den restlichen Folgen.
Die weiteren sieben Episoden erscheinen immer freitags um 20 Uhr.