Welcher “Otto” hier gemeint ist, lässt sich anhand des Songtextes schnell entschlüsseln: Der “15-Meter-Vater”, der hier “abgewandt vom Zentrum” steht und “den Fluss hinab” schaut, ist die enorme Statue von Otto von Bismarck, die seit 1906 im Alten Elbpark von Hamburg nahe den Landungsbrücken steht. Bismarck war erster Reichskanzler des Deutschen Reiches, auf dessen Gründung im Jahr 1871 er maßgeblich hingewirkt hatte, und gilt insbesondere (rechts)konservativen Kreisen als Nationalheld und “Vater” Deutschlands. Kritische Stimmen sehen in dem Staatsmann dagegen die Verkörperung des kaiserlichen Obrigkeitsstaates und geben ihm eine Mitschuld am späteren Scheitern der Demokratie in der Weimarer Republik. Insbesondere um die Hamburger Bismarck-Statue gab es in den vergangenen Jahren Diskussionen, in denen auch hinterfragt wurde, inwieweit Bismarck eine Person ist, der man heute noch gedenken sollte.
Auf all das beziehen sich Turbostaat und schließen sich unmissverständlich den Kritikern an, wenn sie mit Zeilen wie “Immer gestern, immer größer, immer stärker soll es sein” oder “Vater, Vater, rette mich/ Der liebe Gott ist grad nicht da” Nationalismus, Militarismus und Heldenverehrung anprangern, die in ihren extremsten Ausprägungen dazu verführen können, zu “töten, was vom Sockel holt”, weil die Gleichheit der Menschen den Demokratiefeinden ein Dorn im Auge ist.
Während Pre-Chorus und Refrain eher mild fließen und bis dahin vieles an die Songs des aktuellen Albums “Uthlande” (2020) erinnert, klingt der anschließende titelgebende Ausruf von Sänger Jan Windmeier eher dissonant und umstürzlerisch – “Otto muss fallen” bleibt als Botschaft hängen, bevor der Song sich mit Windspiel-artigen, misstönenden Akzenten im Outro grandios verabschiedet.
Das Video dazu ist ein geradliniger Studio-Performance-Clip, in dem auch Schlagzeuger Thomas Götz von den Beatsteaks zu sehen ist (der den Song aufgenommen hat) und der mit Szenen von Equipment-Schlepperei Lust auf Konzerte der Band macht. Passenderweise: Nachdem Turbostaat im Zuge der Pandemie auf Livestreams und eingeschränkte Konzerte verzichtet hatten, sieht es nun endlich langsam gut aus für die vielen Club- und Festivalshows, die die Band geplant hat. Tickets für die ab Mai beginnende Tour gibt es bei Eventim sowie auf der offiziellen Turbostaat-Webseite.
Video: Turbostaat – “Otto muss fallen”
VISIONS empfiehlt:
Turbostaat (Clubshows)
03.05. Kiel – Die Pumpe
04.05. Hannover – Faust | ausverkauft
05.05. Wuppertal – Börse
06.05. Bielefeld – Forum
07.05. Erfurt – Halle 6
09.05. Marburg – KFZ
10.05. Freiburg – Cafe Atlantik
11.05. München – Strom
12.05. Stuttgart – Im Wizemann
13.05. Bochum – Bahnhof Langendreer
27.05. Luxemburg – Kulturfabrik
28.07. Erlangen – E-Werk
05.08. Lübeck – Treibsand | ausverkauft
06.08. Düsseldorf – Zakk | ausverkauft
25.08. Münster – Sputnikhalle
26.08. Wiesbaden – Schlachthof
16.09. Chemnitz – AJZ Talschock
20.09. Zürich – Dynamo
21.09. Karlsruhe – Substage
22.09. Bern – ISC
23.09. Heidelberg – Kulturhaus Karlstorbahnhof
30.09. Rostock – Mau Club
01.10. Leipzig – Conne Island
02.10. Leipzig – Conne Island
26.10. Trier – Mergener Hof
27.10. Aschaffenburg – Colos Saal
28.10. Bremen – Schlachthof | ausverkauft
29.10. Oldenburg – Kulturetage
Live: Turbostaat (Festivals)
14.05. Osnabrück – Maiwoche
28.05. Apen – Apen Air Festival
17.06. Scheeßel – Hurricane Festival
18.06. Neuhausen ob Eck – Southside Festival
30.07. Bausendorf-Olkenbach – Riez Open Air
12.08. Eschwege – Open Flair Festival
20.08. Großpösna – Highfield Festival
18.09. Berlin – Lost Evenings Festival
24.09. Mönchengladbach – Sound Of Suburbia Festival