31.12. 2022: Jeremiah Green (Modest Mouse)
Modest Mouse-Drummer Jeremiah Green starb am 31. Dezember 2022 im Alter von 45 Jahren an einer Krebserkrankung. Green hatte die Band 1993 mit Bassist John Wickart und Sänger Isaac Brock gegründet, verließ sie allerdings zwischen 2003 und 2004. Später gab er bekannt, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt und kurzzeitig in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wurde. Zuvor hatte man bei ihm eine bipolare Störung diagnostiziert. Bis auf “Good News for People Who Love Bad News” (2004) war er aber an allen Platten der Indierocker beteiligt. Das bisher letzte Album von Modest Mouse “The Golden Casket” erschien 2021. Johnny Marr, sein ehemaliger Bandkollege (2006 – 2008) und ehemaliger Gitarrist und Songwriter von The Smiths, reagierte bestürzt: “Der großartige Jeremiah Green. Mein Freund, Bandkollege und der kreativste Musiker, den ich je getroffen habe.” Ein Ersatz für Green wurde von Brooks bisher nicht bestätigt.
10.01.: Jeff Beck
Der einflussreiche Gitarrist Jeff Beck verstarb am 10. Januar im Alter von 78 Jahren an einer bakteriellen Meningitis. Beck galt als prägender und einflussreicher Musiker. In den 60ern ersetzte er Eric Clapton bei den Yardbirds, bevor er die Jeff Beck Group mit Rod Stewart gründete. Seine Solokarriere prägte die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Tina Turner und Kate Bush. Sein letztes Album, “18”, entstand im Sommer 2022 mit Johnny Depp. Auch auf dem zuletzt erschienen Soloalbum von Ozzy Osbourne “Patient Number 9” hatte Beck mitgewirkt.
17.01.: Van Conner (Screaming Trees)
Etwas mehr als ein Jahr nach dem Tod seines ehemaligen Bandkollegen Mark Lanegan verstarb mit Van Conner auch der Bassist der Screaming Trees. Gemeinam mit seinem Bruder Gary Lee und Sänger Lanegan gründete er 1984 die Band, die bis zur Jahrtausendwende sieben Alben veröffentliche und damit zu den Pionieren des Seattle Sound gehörte. Parallel dazu war Conner Gründer der Bands Solomon Grundy, Valis und Gardener, aktiv war er zudem bei Steve Fisk, Dinosaur Jr. und Gamma Ray. Vor seinem Tod hatte er bereits mehrere Jahre mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
18.01.: David Crosby
Am 18. Januar verstarb David Crosby, der Mitbegründer der Folk-Rock-Band The Byrds, im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit. Die Byrds erlangten Bekanntheit durch ihre Cover-Versionen von Bob Dylan-Songs bevor sie ihren Folk-Sound auf Alben wie “There Is A Season” in Richtung Psychedelic lenkten. Crosby verließ die Band nach dem fünften Studioalbum, um seine Solokarriere zu verfolgen. Mit Graham Nash und Stephen Stills sang er als Trio und arbeite auch im Quartett Crosby, Stills, Nash & Young mit Neil Young zusammen. Mitte der 1980er Jahre verbrachte Crosby wegen Drogen- und Waffendelikten eine Zeit im Gefängnis in Texas und bedankte sich im Nachgang bei dem zuständigen Richter, da der Entzug während der Haft ihm geholfen habe.
28.01.: Tom Verlaine (Television)
Mit “Marquee Moon”, einem der einflussreichsten Alben der 70er, hat Tom Verlaine mit Television Musikgeschichte geschrieben. 1973 mit ihm als Sänger und Gitarrist gegründet, war die Band ein fester Bestandteil der frühen Punk-Bewegung in New York und die erste Band, die regelmäßig im legendären Club CBGB spielte. Verlaine war danach vor allem als Solokünstler aktiv, auch wenn es in den Neunzigern und Zweitausendern jeweils kurze Reunions von Television gab. Er verstarb am 28. Januar im Alter von 73 Jahren.
08.02.: Burt Bacharach
“King Of Easy” nannten ihn die Einen, als “Fahrstuhlmusik” schmähten Andere seine Songs; so oder so gilt Burt Bacharach aber als einer der wichtigsten Charaktere im Bereich des Easy Listening. Seit den Fünfzigern war er aktiv, schrieb Musicals und komponierte die Musik für Gesangsgrößen wie Marlene Dietrich und Dionne Warwick. Für letztere schrieb er den Evergreen “Walk On By”, interpretiert wurden seine Songs unter anderem von Tom Jones, Aretha Franklin, Frank Sinatra und Dusty Springfield. Im Alter von 94 Jahren starb Bacharach am 8. Februar in Los Angeles.
12.02.: Trugoy The Dove (De La Soul)
Als ein Drittel der Rapgruppe De La Soul prägte Trugoy The Dove, bürgerlich David Jude Jolicoeur, in den Achtzigern und Neunzigern Alternative bzw. Progressive HipHop und Rap und war für Genre-Klassiker wie “3 Feet High And Rising” verantwortlich. Gemeinsam mit seiner Band war er für insgesamt sechs Grammys nominiert, einen davon gewann man gemeinsam mit den Gorillaz für den Hit “Feel Good Inc.”. Am 12. Februar starb der Rapper im Alter von 54 Jahren an unbekannten Ursachen, schon seit längerer Zeit hatte er zuvor mit Herzproblemen zu kämpfen.
14.02.: Akira Tsuneoka (Hi-Standard)
Am 14. Februar verstarb Hi-Standard-Drummer Akira Tsuneoka im Alter von 51 Jahren unerwartet. Näheres zur Todesursache ist nicht bekannt. Die Japanische Punkband gab das Ableben ihres Freundes über Social Media bekannt und entschuldigte sich, dass sie sich nicht früher dazu gemeldet hatten. Hi-Standard hatten sich 1991 gegründet und in den 90ern vier Alben veröffentlicht. Nach der Trennung 2000 kam es 2011 zu einer Reunion und 2017 mit “The Gift” zu dem bisher letzten Album der Band. Sänger Akihiro Namba und Gitarrist Ken Yokoyama gaben jedoch auch bekannt, dass die Band weiterhin bestehen wird.
02.03.: Steve Mackey (Pulp)
Pulp-Bassist Steve Mackey verstarb am 2. März im Alter von 56 Jahren. Genaueres ist über die Todesursache nicht bekannt, auch wenn seine Ehefrau Katie auf Social Media von einem “dreimonatigen Kampf im Krankenhaus” berichtete. Weiter schrieb sie: “Steve war der begabteste Mann, den ich kannte, ein Ausnahme-Musiker, -Produzent, -Fotograf und -Filmemacher”. Seit Oktober 2022 stand fest, dass der Bassist nicht bei der diesjährigen Reunion-Tournee von Pulp dabei sein würde. Mackey war seit 1989 Teil der einflussreichen Britpop-Band, auf Instagram wünschte er damals seinen Bandkollegen viel Erfolg auf der Konzertreise.
21.04/20.06.: Mark Stewart & John Waddington (The Pop Group)
Mit The Pop Group, insbesondere dem Album “Y” von 1979, prägte Mark Stewart die wilde und experimentelle Seite des Post-Punk, die mit Jazz-Tupfern, Avantgarde-Einschlägen und Dub-Anleihen Abstand vom Punk-Sound der 70er nahm und damit zahlreiche Künstler:innen beeinflusste. Der zuletzt teilweise in Berlin lebende Musiker verstarb am 21. April im Alter von 62 Jahren. Nur wenige Monate später, am 20. Juni, verstarb auch mit John Waddington der Gitarrist von The Pop Group. Gemeinsam mit Simon Underwood gehörten beide zu den Gründungsmitgliedern der Band.
06.05.: Frank Kozik
Der US-Künstler und Grafikdesigner Frank Kozik wurde bekannt durch seine Poster für zahlreiche Bands – darunter Nirvana, Soundgarden, Pearl Jam, Melvins und Butthole Surfers. Auch entwarf Kozik – der auch “Punk Rock Warhol” genannt wurde – Albumcover, etwa für “Americana” von The Offspring oder für das Debüt von den Queens Of The Stone Age. Der einflussreiche Künstler betrieb außerdem von 1993 bis 2001 das Underground-Label Man’s Ruin Records. Damit veröffentlichte er bis zur Schließung 2001 über 200 Platten von unter anderem The Hellacopters, Nebula, Kyuss, High On Fire, Entombed, Turbonegro sowie Queens Of The Stone Age. Kozik war Anhänger der Stuckisten, einer internationalen Kunstbewegung, die 1999 von Billy Childish und Charles Thomson gegründet wurde, um figurative Malerei im Gegensatz zu konzeptueller Kunst zu fördern. Kozik wurde 61 Jahre alt und verstarb am 6. Mai unerwartet. Im Juli wurde bekannt, dass er Suizid begannen hatte.
19.05.: Andy Rourke (The Smiths)
Der ehemalige The Smiths-Gitarrist Johnny Marr machte auf Twitter den Tod seines Bandkollegen Andy Rourke öffentlich und erinnerte sich insbesondere an Rourkes Freundlichkeit und musikalisches Talent. Der 59-jährige Bassist erlag am 19. Mai seinem Bauchspeicheldrüsenkrebs, gegen den er schon länger kämpfte. Rourkes musikalischer Beitrag erstreckte sich über alle vier Studioalben von The Smiths. Nach dem Ende der Smiths gründete er die Supergroup Freebass und arbeitete mit Künstler:innen wie den Pretenders, Killing Joke und Moondog One zusammen. Andy Rourke hinterlässt seine Ehefrau und eine Adoptiv-Tochter.
24.05.: Tina Turner
Tina Turner war die “Queen Of Rock”. Am 24. Mai starb die Sängerin im Alter von 83 Jahren in in ihrer Wahlheimat – der Schweiz. Berühmt durch Hits wie “Simply The Best” und “What’s Love Got To Do With It”, startete sie in Nutbush, Tennessee, und erlebte Höhen und Tiefen mit ihrem gewalttätigen Ex-Mann Ike Turner. Nach dem dramatischen Ausstieg feierte sie in den 80ern ein Comeback, mit dem Album “Private Dancer”. Ihr weltweiter Erfolg kulminierte in einem Guinness-Weltrekord für das größte Solokonzert. 2009 beendete sie ihre Bühnenkarriere und lebte seit 1994 in der Schweiz. Turner war seit längerer Zeit schwer krank, überstand Darmkrebs und ein Nierenversagen.
18.06.: Teresa Taylor (Butthole Surfers)
Bereits im November 2021 lautete die Prognose für Teresa Taylor nach der Diagnose einer schweren Lungenerkrankung, dass sie wohl nur noch fünf Monate zu leben habe. Eineinhalb Jahre wurden am Ende tatsächlich noch daraus, die Schlagzeugerin verstarb am 18. Juni im Alter von 60 Jahren. Zwischen 1983 und 1989 hatte sie bei den Butthole Surfers gespielt und wirkte an einigen der prägendsten Alben der Band mit. Zusätzliche Bekanntheit erlangte sie durch eine Rolle in Richard Linklaters Regiedebüt “Slacker” von 1990.
30.06.: Rick Froberg (u.a. Drive Like Jehu)
Seit Mitte der Achtziger trug Rick Froberg in verschiedensten Bands die Fackel von Punk, Emo und Hardcore weiter: Zuerst mit Pitchfork, später bei den Post-Hardcore-Vorreitern Drive Like Jehu, noch später mit Hot Snakes und Obits. Dabei war er nicht nur als Sänger und Rhythmusgitarrist – meistens in symbiotischer Ergänzung mit Kreativpartner John Reis an der Leadgitarre – ein wichtiger Baustein dieser Bands, er steuerte auch regelmäßig deren Artworks bei. Froberg verstarb am 30. Juni im Alter von 55 Jahren.
26.07.: Sinéad O’Connor
Weltberühmt wurde Sinéad O’Connor 1990 durch ihre Interpretation des von Prince geschriebenen “Nothing Compares 2 U”, berüchtigt war sie auch aufgrund rebellischer öffentlicher Aktionen und ihres Aktivismus. In Songs und Auftritten machte sie sich unter anderem gegen Sexismus, Kindesmissbrauch in der Kirche und die konservative Thatcher-Regierung im Vereinigten Königreich stark. Musikalisch experimentierte sie stilistisch viel und arbeitete mit so unterschiedlichen Künstler:innen wie Massive Attack, den Pogues oder der Asian Dub Foundation zusammen. Am 26. Juli starb die Künstlerin im Alter von 56 Jahren.
08.08.: Sixto Rodriguez
Die Dokumentation “Searching For Sugar Man” von 2012 machte Sixto Rodriguez erst im hohen Alter weltberühmt: Die Geschichte des scheinbar gescheiterten Singer/Songwriters, der in Südafrika und Australien ein Megastar gefeiert wurde und von seinem eigenen Erfolg gar nichts wusste. Am 8. August verstarb Rodriguez im Alter von 81 Jahren, in den letzten zehn Jahren seiner Karriere tourte er noch weltweit und erlebte, wie seine Platten – insbesondere der Song “Sugar Man” – rückwirkend zu Klassikern erhoben wurden.
09.08.: Robbie Robertson (The Band)
Als Robbie Robertson Mitte der Sechziger The Band gründete, war sie erstmal nur die Begleitband für den kurz zuvor in elektrische Gefilde umgestiegenen Bob Dylan, Musikgeschichte geschrieben haben sie dann mit Alben wie “Music From Big Pink” und der legendären Konzertplatte “The Last Waltz” aber auch unabhängig von ihm. Robertson selbst, der nach dem Ende von The Band auch solo aktiv war, führte der Rolling Stone sowohl in seiner Liste der besten Gitarist:innen als auch der besten Songwriter:innen aller Zeiten. Noch in diesem Jahr arbeitete er am Soundtrack von Martin Scorceses Film “Killer Of The Flower Moon” mit, am 9. August verstarb er im Alter von 80 Jahren.
17.08.: Gary Young (Pavement)
Gary Young war nicht nur der erste Drummer von Pavement, er prägte in den Anfangsjahren auch ihren Sound und fungierte in gewisser Weise als Mentor. Da die Band nach ihrer Gründung ohnehin in seinem Studio aufnahm, wurde er kurzerhand ihr Drummer, gemeinsam mit ihm entstanden die ersten EPs von Pavement und das Debütalbum “Slanted & Enchanted”. Nach dessen Veröffentlichung wurde Young dort zwar rausgeworfen, veröffentlichte danach aber noch drei Alben mit seiner Band Gary Young’s Hospital und spielte 2010 nochmal ein letztes Konzert mit Pavement. 2022 erschien ein Dokumentarfilm über ihn. Gary Young verstarb am 17. August und wurde 70 Jahre alt.
20.09.: Kent Stax (Scream)
Schlagzeuger Kent Stax hatte 1979 gemeinsam mit Skeeter Thompson und den Brüdern Pete und Franz Stahl Scream gegründet, die Band Mitte der 80er jedoch verlassen, um sich auf seine Familie zu konzentrieren. Über die Jahre hatte Stax neben Scream auch in zahlreichen weiteren Punk- und Hardcore-Bands mitgewirkt, unter anderem The Suspects, Spitfires United und Alleged Bricks. Dave Grohl ersetzte bis zu seinem Wechsel zu Nirvana 1990 Stax’ Position am Schlagzeug. Für eine Reunion-Show spielte Stax 1996 mit seinen Bandkollegen und wirkte auf dem neuen Album “DC Special”, welches das erste seit 1993 der Band ist, mit. Nur 24 Stunden nach dessen Ankündigung, am 20. September, verstarb Stax infolge seiner metastasierenden Krebserkrankung.
26.11.: Kevin “Geordie” Walker (Killing Joke)
Kevin “Geordie” Walker galt als renommierter Gitarrist, dessen Einfluss sich über mehr als 40 Jahre erstreckt. Nachdem er eine Suchanzeige von Jaz Coleman und Paul Ferguson in einer Musikzeitschrift gesehen, gründeten die drei Musiker Killing Joke. Doch nicht nur als treues Gründungsmitglied von Killing Joke hinterließ Walker seine Spuren. Über die Jahre spielte Walker auch in anderen Supergroups, unter anderem The Damage Manual und Murder, Inc. Kevin “Geordie” Walker verstarb am 26. November an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde 64 Jahre alt.
30.11.: Shane MacGowan
Der ehemalige The Pogues-Frontmann Shane MacGowan verstarb am 30. November. MacGowan erlangte in den 1980er Jahren als eine der ersten irischstämmigen Bands internationale Bekanntheit mit dem Verbinden von traditioneller irischer Musik mit Punkrock. Die Folk-Punk-Ikone hatte über die Jahre mehrfach mit gesundheitlichen Problemen und schwerwiegenden Suchterkrankungen zu kämpfen. Nach seinem Ausstieg bei The Pogues 1991 macht er mit seinem Soloprojekt weiter. Im Dezember 2022 wurde bei ihm eine Enzephalitis festgestellt, wodurch er lange auf der Intensivstation behandelt werden musste. Kurz nach seiner Entlassung starb er im Kreise seiner Familie an einer Lungenentzündung im Alter von 65 Jahren. MacGowan hinterlässt vor allem für Irland ein bedeutendes Erbe in der Musikwelt als Songwriter. Vor seinem Tod vollendete MacGowan ein letztes Album.
Text: Johannes Pälchen & Alicia Maselli