16.12.2023: Colin Burgess (AC/DC)
Nur etwa ein Jahr lang war Colin Burgess Schlagzeuger bei AC/DC – von ihrem ersten Auftritt in Sydney 1973 bis zu seinem Rauswurf 1974. Auf “I Can’t Sit Next To You Girl”, der ersten Single der Hardrock-Legenden, ist er zu hören, wenn auch nur auf deren Erstveröffentlichung. Auf der Version des Songs, die die Band später im Rahmen des zweiten Albums “T.N.T.” neu aufnahm, saß schon Paul Rudd hinter den Drums. Burgess war vor und nach seiner AC/DC Zeit Mitglied in mehreren Bands, zum Beispiel zwischen 1968 und 1972 bei The Masters Apprentices und in den Achtzigern bei His Majesty. Noch Ende des vergangenen Jahres starb er im Alter von 77 Jahren.
30.12.2023: Torsun Burkhardt (Egotronic)
Bereits im März 2023 hatte Thorsten “Torsun” Burkhardt bekanntgegeben, dass er an Speiseröhrenkrebs mit Metastasen in der Leber litt, zusätzlich zu einer rheumatischen Arthritis, die seit 2014 bekannt war. Am Silvesternachmittag des vergangenen Jahres gab dann seine Frau Selina via Instagram seinen Tod bekannt. Die knappen Abschiedsworte – “Adieu!” – stammen aus seiner Feder. 49 Jahre alt wurde der Berliner, am bekanntesten wurde er als Sänger der Ravepunk-Band Egotronic. Noch im Mai 2023 erschien aber auch ein Album als Torsun & The Stereosonics.
17.01.: Frank Z. (Abwärts)
Nur fünf Tage vor seinem Tod hatten Abwärts bekannt gegeben, dass Frank Z. bereits seit einiger Zeit an Prostatakrebs erkrankt war und es gesundheitlich nicht gut im ihn stehe, zeigten sich aber optimistisch. Am 18. Januar meldeten sie jedoch, dass der Sänger und Mitbegründer der Punkband am vorigen Tag verstorben sei. Knapp zwei Wochen nach seinem Tod veröffentlichten Abwärts eine letzte Single, auf der Frank Z. zu hören war, mit etwas trauriger Ironie: Der Song ist eine Neuaufnahme ihrer ersten Single “Computerstaat” von 1980.
19.01.: Luis Vasquez (The Soft Moon)
In Bands hatte er schon seit seiner Teenagerzeit gespielt, bekannt wurde Jose Luis Vasquez aber durch ein Ein-Mann-Projekt: Fünf Alben veröffentlichte er zwischen 2010 und 2022 unter seinem Alias The Soft Moon, einem tanzbaren Post-Punk-Hybriden mit Darkwave-, Industrial- und Noise-Anleihen. Am 19. Januar verstarb er mit nur 44 Jahren, eine Freundin hatte ihn gemeinsam mit dem DJ Juan Mendez (bekannt als Silent Servant) sowie seiner Partnerin Simone Ling tot in Mendez’ Wohnung in Los Angeles aufgefunden. Als Todesursache der drei wird eine Überdosis Fentanyl vermutet.
29.01.: Brian Griffin (Fotograf)
Zu seinen Kund:innen zählten unter anderem Kate Bush, R.E.M. und Iggy Pop, ikonisch wurde er aber vor allem durch seine Arbeit für Depeche Mode: Brian Griffin gestaltete die ersten fünf Albumcover der Band, sein Artwork für ihr zweites Album “A Broken Frame” (1982) wurde vom Time Magazine sogar als “Foto des Jahrzehnts” ausgezeichnet. Nach seiner prägenden Phase in den Achtzigern wandte er sich in den Neunzigern zunächst von der Fotografie ab, war später aber zum Beispiel Regisseur einer Doku über Paul McCartney. Griffin starb im Alter von 75 Jahren.
02.02./09.05.: Wayne Kramer & Dennis Thompson (MC5)
Nachdem bereits in den Neunzigern Sänger Rob Tyner und Gitarrist Fred Smith verstorben waren und ihnen 2012 auch Bassist Michael Davis folgte, waren Wayne Kramer und Dennis Thompson lange die letzten noch verbliebenen Gründungsmitglieder der Punk-Pioniere MC5. Doch auch diese beiden Musiker verlor die Musikwelt dieses Jahr: Gitarrist Kramer starb am 2. Februar mit 75 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs, Schlagzeuger “Machine Gun” Thompson nur drei Monate später, er wurde ebenfalls 75 Jahre alt. Für einen letzten großen Fan-Moment sorgten die beiden dieses Jahr jedoch noch, als im Oktober mit “Heavy Lifting” ein neues MC5-Album erschien. Das erste seit 53 Jahren. Beide waren daran noch (in Teilen) beteilgt. VISIONS-Autor Andreas Kohl hat über das Vermächtnis von Wayne Kramer einen ausführlichen Nachruf verfasst.
09.02.: Damo Suzuki (Can)
Sänger der legendären Krautrock-Formation Can aus Köln war Damo Suzuki gerade Mal vier Jahre, prägte in dieser Zeit aber wesentlich den Sound der großen Band- und Genre-Klassiker “Tago Mago” (1971) und “Ege Bamyasi” (1972) sowie mit “Soundtracks” (1970) und “Future Days” (1973) zweier weiterer Fanfavoriten. Nach seinem Ausstieg bei Can wurde er in den Achtzigern wieder aktiv und veröffentlichte seitdem unermüdlich Material als Solokünstler und in diversen Bands. Dabei kreuzten sich seine Wege auch mit Künstlern wie Omar-Rodríguez-López und Black Midi. Bereits 2014 wurde Darmkrebs bei Damo Suzuki festgestellt, dem er am 9. Februar nach mehreren Auf- und Ab-Episoden im Alter von 74 Jahren erlag.
16.02.: John Slaby (Cover-Künstler)
Seit “The Last Thing You Forget” von 2009 entwarf John Slaby alle Artworks für Title Fight und auch für Bands wie Turnover und Tiger’s Jaw gestaltete er Plattencover. Noch am Tag seines Todes gab seine Frau Melissa die tragische Nachricht bekannt, Slaby wäre im Kreise seiner Familie verstorben. In den folgenden Tagen posteten Fans und Künstler:innen, mit denen er zusammengearbeitet hatte, zahlreiche Nachrufe und Beileids-Bekundungen online. Darunter auch Bilder des Wandgemäldes aus dem Artwork des aktuell letzten Title Fight-Albums “Hyperview”, das in der Main Street des Ortes Wilkes-Barre in Pennsylvania nach wie vor zu sehen ist.
10.03.: Blake Harrison (Pig Destroyer)
Angefangen hatte Blake Harrison bei Pig Destroyer als Mercher, wurde dann aber zum festen Mitglied der Band und war auf den Alben “Phantom Limb” (2007), “Book Burner” (2012) und “Head Cage” (2018) sowie live für Soundeffekte und Samples verantwortlich. Nebenbei war er Kolumnist für das US-Musikmagazin Decibel und auch in verschiedenen anderen Bands aktiv. Bereits seit mehreren Jahren litt der Musiker an einer Krebserkrankung, die im Frühjahr zu einem überraschenden Herzstillstand führte. Harrison wurde 48 Jahre alt.
08.04.: Jon Card (D.O.A., SNFU)
Geboren wurde Jon Card 1960 im rheinland-pfälzischen Zweibrücken als Sohn eines US-Soldaten, wuchs aber im kanadischen Calgary auf und war dort bereits als Teenager Teil der örtlichen Punk- und Metal-Szene. Anfang der Achtziger spielte er als Schlagzeuger bei Personality Crisis, später bei einschlägigen kanadischen Untergrund-Bands wie SNFU und D.O.A., mit denen er jeweils mehrere Alben aufnahm. 1991 war er Teil des Reunion-Line-ups von SNFU, 2005 nach deren Trennung Mitglied der (kanadischen) Subhumans. Card starb Anfang April im Alter von 63 Jahren.
19.04. Eddie Sutton (Leeway)
Leeway gehörten mit Sänger Eddie Sutton in den Achtzigern zum festen Inventar der New Yorker Hardcore-Szene und galten dort als eine der experimentierfreudigsten Bands. Nach ihrer Trennung in den Neunzigern formierten sie sich mehrmals neu, zuletzt 2016. Bereits 2021 wurde bei Sutton ein aggressiver Tumor in der Lunge festgestellt, die Behandlung versuchte er mangels einer Krankenversicherung zunächst über GoFundMe-Spenden zu finanzieren. Am 20. April teilten seine Hinterbliebenen mit, dass der Sänger den Kampf gegen die Krankheit im Alter von 59 Jahren verloren hatte.
30.04.: Duane Eddy
Er galt als der “King Of Twang” und entwickelte diverse zu seiner Zeit innovative Gitarrentechniken. Das melodische Spielen auf dem Bass sowie der Einsatz von Tremolo- Echo- und Hall-Effekten machten ihn in den Fünfzigerjahren zu einem Pionier auf dem Gebiet und zum kommerziell erfolgreichsten Instrumentalmusiker der Geschichte, den auch Künstler wie John Fogerty als wichtigen Einfluss nannten. Bekannt ist vor allem sein Song “Peter Gunn”, der in zahlreichen Soundtracks Verwendung fand. 1994 wurde er in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Eddy starb im Alter von 86 Jahren.
07.05.: Steve Albini
Nicht mit seinen eigenen Bands, sondern als Mann im Hintergrund hatte Steve Albini die größte Bekanntheit erlangt: Als Toningenieur (den Begriff “Produzent” lehnte er stets kategorisch ab) arbeitete er seit den Achtzigern an legendären Platten wie Nirvanas “In Utero”, “Ys” von Joanna Newsom, “Mclusky Do Dallas” von Mclusky, “Rid Of Me” von PJ Harvey und etlichen mehr. Seine Mission, sich primär dem Sound der Band zu verpflichten, sorgte häufig für sehr roh klingende Alben mit Live-Habitus. Als Musiker startete Albini seine Karriere in den Achtzigern mit der Noiserock-Band Big Black, später war sein hauptsächliches Outlet die Mathrock-Band Shellac, mit denen 2024 noch ein weiteres Album mit dem Titel “To All Trains” angesetzt war. Dessen Veröffentlichung am 17. Mai erlebte Albini nicht mehr mit, zehn Tage zuvor erlag er im Alter von 61 Jahren einem Herzinfarkt. Einen ausführlichen Nachruf zu Albini hat unser Autor Markus Hockenbrink verfasst.
18.05.: Jon Wysocki (Staind)
Schlagzeuger Jon Wysocki gehörte 1995 zum Gründungs-Line-up von Staind und spielte bis zu seiner Entlassung 2011 auf sieben Alben der Band. Anschließend war er für kurze Zeit Mitglied von Soil und bis zu seinem Tod bei der Heavy-Formation Lydia’s Castle. Vor seinem Tod war Wysocki angeblich noch wegen Komplikationen mit seiner Leber in ärztlicher Behandlung, am 18. Mai starb der Drummer im Alter von 53 Jahren. Sein Tod wurde über den Account von Lydia’s Castle bekannt gegeben, auch Staind und Soil bekundeten ihre Anteilnahme.
30.05.: Doug Dagger (The Generators, Doug & The Slugz, Schleprock)
“Wreck The Neighborhood”, das letzte Album von Doug & The Slugz, war eigentlich für den Sommer 2024 geplant, wurde aber auf den 24. Mai vorgezogen, damit Sänger Douglas Scott Kane, genannt Doug Dagger, dessen Veröffentlichung noch miterleben konnte. Erst wenige Wochen zuvor war bei ihm Krebs im Endstadium festgestellt worden und wäre das Album nur eine Woche später gekommen, wäre die Rechnung nicht mehr aufgegangen. Doug & The Slugz waren 1983 die erste Band, die der Punk-Musiker in Los Angeles gründete, bekannter wurde er später als Frontmann von Schleprock und den Generators, mit denen er mit Unterbrechungen bis 2022 aktiv war. Dagger wurde 56 Jahre alt.
05.06.: Ranch Sironi (Nebula)
Am 6. Juni sollte eigentlich die Europatour der Stoner-Band Nebula beginnen und an ihrem ersten Tourstopp in Rom waren die Musiker bereits angelangt, nur einen Tag vor Beginn mussten sie aber die tragische Nachricht verkünden, dass mit Ranch Sironi bereits zum zweiten Mal ein Bassist der Band verstorben sei. Erst im vergangenen Herbst verlor das Trio um Eddie Glass und Michael Amster ihr langjähriges Mitglied Tom Davies an Leukämie, kein Jahr später traf es nun den Mann, der erst vor kurzem als festes Mitglied seine Position eingenommen hatte. Zur Todesursache des gerade mal 32-jährigen Sironi ist bis heute nichts näheres bekannt.
11.06.: Françoise Hardy
Mit Songs wie “Tous Les Garçons Et Les Filles” und “Le Temps De L’amour” formulierte Françoise Hardy Mitte der Sechziger noch als Teenager die französische Antwort auf Rock’n’Roll und die British Invasion, nicht nur dadurch gilt sie heute als eine der wichtigsten Stimmen frankophoner Popmusik, sondern auch wegen einer stattlichen Diskografie von mehr als 30 Studioalben. Das letzte davon namens “Personne D’Autre” erschien 2018. Bereits vor 20 Jahren wurde bei Hardy erstmals Krebs diagnostiziert, die Musikerin führte anschließend einen langjährigen Kampf gegen die Krankheit, der sie dieses Jahr im Alter von 80 Jahren erlag.
18.06.: James Chance
Vor allem als Teil der Contortions, bei denen er sang und Saxofon spielte, prägte James Chance die No Wave-Bewegung, die in den späten Siebzigern in New York entstand. Ihr Song “Contort Yourself” gilt als stilprägend und machte Chance zur Ikone der Bewegung. Gemeinsam mit Lydia Lunch spielte er auch bei Teenage Jesus And The Jerks. Seinen letzten Auftritt absolvierte der Musiker 2019 in Utrecht, seit einigen Jahren kämpfte er bereits vor seinem Tod mit gesundheitlichen Problemen. James Chance wurde 71 Jahre alt.
24.06.: Shifty Shellshock (Crazy Town)
Mit “Butterfly”, einem auf einem Red Hot Chili Peppers-Lick basierenden Raprock-Song, wurden Crazy Town und ihr Sänger Seth Brooks Binzer alias Shifty Shellshock 2001 zum unsterblichen One-Hit-Wonder. Seitdem plagte die Band nicht nur der Misserfolg, sondern auch mehrere große Verluste. Bereits 2004 starb ihr Gitarrist Rust Epique, 2009 auch DJ Adam Goldstein. Mit Sänger Binzer verstarb im Sommer nun das dritte Crazy Town-Mitglied an einer Überdosis verschiedener Drogen, 49 Jahre wurde er alt. Bereits in der Vergangenheit plagten den Musiker Suchtprobleme und er war Teil mehrerer Reality-Formate wie “Sober House” und “Celebrity Rehab”, die Prominente bei ihrem Entzug begleiten.
28.06.: Andree “Friese” Böhle
Andree “Friese” Böhle war zu Lebzeiten vieles: Händler beim Kölner Plattenladen Underdog Recordstore, Mercher für Turbostaat, Kolumnist, DJ und vor allem: Nerd aus Leidenschaft. Bruce Springsteen liebte er, Iron Maiden und Motorpsycho, aber auch alle möglichen Comics, Filme, Serien und Bücher. Berührungspunkte mit VISIONS gab es über die Jahre viele, ob in seiner gemeinsamen Kolumne “Ziegenblut & Motoröl” mit Ex-Chefredakteur Carsten Schumacher oder zuletzt in seiner eigenen Online-Rubrik “Geschichten aus dem Plattenladen”. Am 28. Juni ist Friese nach langem wie hoffnungsvollem Kampf gegen den Krebs gestorben. Er wird uns und allen, die ihn kannten, fehlen. Einen ausführlichen Nachruf auf den langjährigen Weggefährten hat Jan Schwarzkamp verfasst.
14.07.: R.P.S. Lanrue (Ton Steine Scherben)
Neben Rio Reiser war Ralph Peter Steitz, genannt Lanrue, der wichtigste kreative Motor bei Ton Steine Scherben und mit Reiser auch das einzige Mitglied, das von der Gründung 1970 bis zur ersten Auflösung 1985 Teil der Band war. Lanrue war in den frühen Siebzigern damit nicht nur imminenter Teil des Soundtracks der politischen Linken und Hausbesetzer:innen Westberlins, sondern auch ein wichtiger Impulsgeber für deutschsprachige Rockmusik an sich. Nach dem Ende der Scherben verwaltete er zunächst die Geschäfte von deren Plattenfirma David Volksmund Produktion und war außerdem Teil von Rio Reisers Liveband. 2014 initiierte er die Wiedervereinigung von Ton Steine Scherben.
22.07.: John Mayall
John Mayall war Mitte der Sechziger einer der Hauptverantwortlichen dafür, dass es der US-amerikanische Blues über den großen Teich schaffte und mit seiner Band The Bluesbreakers startete er gleich mehrere historische Rock-Karrieren. Zu deren frühem Line-up gehörte nicht nur ein junger Eric Clapton, sondern auch spätere Mitglieder von Fleetwood Mac und den Rolling Stones. Er selbst gilt als einer der einflussreichsten Bluesmusiker, wodurch er sich den Beinamen “Godfather Of British Blues” sicherte und veröffentlichte während seines Lebens etwa 70 Alben. In seiner Wahlheimat Kalifornien starb er am 22. Juli im Alter von 90 Jahren.
28.07.: Martin Phillips (The Chills)
Mit seiner Band The Chills gehörte Martin Phillips in den Achtzigern dem Dunstkreis des neuseeländischen Labels Flying Nun an, dessen “Dunedin Sound” als eine entscheidende Vorreiter-Bewegung für den Indierock der Achtziger gilt und unter anderem Bands wie R.E.M. und Yo La Tengo beeinflusste. Phillips war das einzige durchgängige Mitglied der Chills und galt als Perfektionist, über die gesamte Bandkarriere hinweg konnte die Band vor allem in Neuseeland auch große kommerzielle Erfolge verbuchen. Aufgrund seines früheren Drogenkonsums litt der Sänger lange Zeit an Hepatitis C, die vor einiger Zeit zwar erfolgreich behandelt werden konnte, jedoch bleibende Gesundheitsschäden hinterlassen hatte. Seinen Angehörigen zufolge kam sein Tod im Alter von 61 Jahren jedoch überraschend.
09.08.: Charles R. Cross
Als Redakteur der Seattler Wochenzeitung The Rocket war Musikjournalist und Autor Charles Cross von den späten Achtzigern bis zum Millennium eine Art Chronist des Grunge-Untergrunds in der dortigen Szene und dem Aufstieg und Fall des “Seattle Sound”. Insbesondere als Experte für deren Hauptexport Nirvana gilt er bis heute, seine Cobain-Biografie “Heavier Than Heaven” nannte die L.A. Times “eines der bewegendsten und offenbarendsten Bücher, die je über einen Rockstar geschrieben wurden.” In den insgesamt neun Büchern, die Cross zu Lebzeiten veröffentlichte, beschäftigte er sich auch mit Jimi Hendrix, Led Zeppelin und Bruce Springsteen. 67 Jahre wurde der Autor alt.
16.08.: Tore Ylwizaker (Ulver)
Der 16. August 2024 war eigentlich der 54. Geburtstag von Tore Ylwizaker, sein neues Lebensjahr sollte der Musiker jedoch nicht mehr erleben, da er sich an diesem Tag das Leben nahm. Schockiert reagierten darauf die Mitglieder seiner Band Ulver, für die er seit 1998 vor allem als Keyboarder spielte und an insgesamt 20 Alben mitwirkte. Daneben war er seit den frühen Neunzigern in zahlreichen Projekten als Tontechniker, Gastmusiker und Produzent aktiv, unter anderem für Mayhem und die Solo-Arbeiten von Emperor-Frontmann Ihsahn.
15.09.: Roli Mosimann (Swans)
In den frühen Achtzigern gehörte der im schweizerischen Thurgau geborene Schlagzeuger Roli Mosimann zu einem frühen Line-up der Swans, für seine abwechslungsreiche Karriere war das aber eher ein Sprungbrett: Später gründete er mit JG Thirlwell die Band Wiseblood und war vor allem als Produzent aktiv. Zu seinen Kreativpartnern gehörten seit Mitte der Achtziger unter anderem The The, Celtic Frost, The Young Gods, New Order, Fear Factory, Faith No More und Marylin Manson. Zu seinem Tod führte eine Lungenkrebserkrankung, Mosimann starb im Alter von 68 Jahren in einem Krankenhaus in Wrocław.
28.09.: Kris Kristofferson
Er schrieb Songs, die von Künstler:innen wie Ray Charles, Elvis Presley, Janis Joplin und vielen weiteren gesungen wurden, er selbst wurde aber auch zum Star. Sowohl mit seiner Musik als auch auf der Leinwand, gemeinsam mit Barbra Streisand in “A Star Is Born” oder für Martin Scorcese in “Alice Doesn’t Live Here Anymore”. Seine Karriere dauerte über sechs Jahrzehnte an, in der der Singer/Songwriter mehr als 30 Alben veröffentlichte. Ende September verstarb Kristofferson im Alter von 88 Jahren im Kreis seiner Familie.
06.10.: Nell Smith
Gerade einmal 17 Jahre alt war Nell Smith, als sie am 6. Oktober in einen Autounfall verwickelt wurde, der für die junge Musikerin tödlich endete. Bekannt geworden war die Teenagerin fünf Jahre zuvor durch ein Nick Cave-Coveralbum, das sie gemeinsam mit den Flaming Lips aufnahm. Zwischen Smith und der Band hatte sich eine Freundschaft entwickelt, nachdem die damals 12-jährige mehrere Flaming-Lips-Konzerte mit einem Papageienkostüm besucht hatte. Bis kurz vor ihrem Tod soll sie an einem Debütalbum gearbeitet haben, dessen Veröffentlichung für 2025 geplant war.
21.10.: Paul Di’Anno (Iron Maiden)
Bevor sie mit Bruce Dickinson in den Metal-Olymp schossen, war Paul Di’Anno vier Jahre Sänger bei Iron Maiden und als solcher auch nicht wenig einflussreich: Mit ihm nahm die Band wegweisende Platten wie ihr selbstbetiteltes Debüt von 1980 und ein Jahr später “Killers” auf, nicht zu vergessen auch die legendäre erste EP “The Soundhouse Tapes”. Nach seiner Trennung von Iron Maiden gründete er eine Band unter seinem eigenen Namen und veröffentlichte Soloalben. Seine letzte Platte erschien noch dieses Jahr als Paul Di’Annos Warhorse. Bereits seit längerer Zeit hatte der Musiker mit gravierenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und musste im Rollstuhl sitzend auftreten. Mit 66 Jahren starb er nun in seiner Heimat Salisbury.
03.11.: Quincy Jones
Als Jazz-Trompeter fing er an, seine größten Erfolge feierte er aber als Produzent, Arrangeur und Komponist. Bereits in den Sechzigern spielte er mit Frank Sinatra, arbeitete später mit etlichen Künstler:innen von Aretha Franklin bis Ice-T zusammen. Seine sicherlich größten Erfolge hatte er als Produzent der ersten drei Soloplatten von Michael Jackson, unter anderem auch von “Thriller”, dem bis heute meistverkauften Album aller Zeiten. Einen weiteren Rekord hält Jones bei den Grammys: 80 mal war er nominiert, so häufig wie sonst niemand. 28 mal gewann er den Preis. Auch ein Emmy, ein Tony und ein Oscar zählen zu seinen Auszeichnungen. Im Alter von 91 Jahren starb er Anfang November in Los Angeles.
26.11.: Bob Bryar (My Chemical Romance)
Von 2006 bis 2010 war Bob Bryar Schlagzeuger bei My Chemical Romance und wirkte als solcher unter anderem an ihrem größten Klassiker “The Black Parade” mit. Auch an ihrem bisher letzten Album “Danger Days: The True Lives Of The Fabulous Killjoys” war er noch beteiligt, verließ die Band danach aber schon zwei Jahre vor ihrer Auflösung 2012. Als die Band sich vor einigen Jahren wiedervereinigte, wurde sein Platz von Jarrod Alexander eingenommen, der ihn schon vor der Auflösung ersetzt hatte. Zuletzt lebend gesehen wurde Bryar am 4. November dieses Jahres, am 26. November fanden ihn Angestellte der Tierkontrolle tot in seiner Wohnung in Tennessee. Der Musiker wurde 44 Jahre alt.
18.12.: Slim Dunlap (The Replacements)
Bereits in den Siebzigern fing Gitarrist Slim Dunlap an, in diversen Bands seiner Heimatstadt Minneapolis zu spielen, 1977 wurde dann Paul Westerberg auf den Musiker aufmerksam und holte ihn bei den Replacements als Ersatz für Bob Stinson dazu. Bis zum vorläufigen Ende der Band 1991 blieb er dabei. An zwei neuen Songs, die 2006 für ein Best-of-Album der Replacements aufgenommen wurden, war er nicht mehr beteiligt. 2012, kurz vor der Reunion der Band, erlitt Dunlap einen Schlaganfall, weshalb die verbliebenen Mitglieder 2014 eine Charity-EP für ihn veröffentlichten. Gesundheitlich erholte er sich seitdem nie vollständig, nun starb er in seiner Heimat Minneapolis im Alter von 73 Jahren.