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VISIONS Premiere: Hannes Greve zeigt Hardcore-Mockumentary "This Is Bomb Out"

VISIONS Premiere: Hannes Greve zeigt Hardcore-Mockumentary “This Is Bomb Out”
“Stromberg” meets Hardcore-Konzert im Autnomen Zentrum! In der zynischen Mockumentary “This Is Bomb Out” wird die Band Bomb Out auf ihrer Deutschland-Tour begleitet, dabei rückt die Musik ganz schnell in den Hintergrund, denn viel lieber zerfleischen sich die Mitglieder gegenseitig.
Foto: Hannes Greve

“This Is Bomb Out” gewährt uns einen exklusiven Blick auf das glamuröse Tourleben der Hardcore-Band Bomb Out. Die Band ist aber nicht so erfolgreich, wie die einzelnen Mitglieder es gerne hätten, denn an guten Tagen stehen mal zehn Leute vor der Bühne – meist dann doch so zwei. Zumindest mit ihren Allüren, ihrer gnadenlosen Selbstüberschätzung und vor allem dem Aggressionspotential haben die vier aber schon Star-Niveau.

So gibt es erste Reibereien beim Plakatieren der Tourposter, als der Zahnschmuck-tragende Sänger Malte den brandneuen Tourbus mit dem Bandlogo besprüht und Gitarrist Hannes sich so sich schnell als hoffnungloser Choleriker entpuppt. Nicht dass die anderen besser wären, in sämtlichen Interview- und Voicover-Sequenzen wird permanent gegeneinander gestichelt, gelästert und geätzt. Ein über Craigslist gebuchter professioneller Gitarrist bringt dann den Hass zum Überlaufen – und Hannes an den Rande des Wahnsinns. Um die Wogen zu glätten, plant Gute Seele Max einen Versöhnungsausflug zum See, der endet aber natürlich in einer Katastophe.

Regie führte Vizediktator-Mitbegründer Hannes Greve, der mit seinem Kurzfilm, die selbstbestimmte Hardcore-Szene mit ihrem explizitem Zusammenhalts-Image widerlegt. In den rund 11 Minuten vereint er DIY-Ästhetik mit Comedy, dokumentarischer Stilmittel und verwackelter Handkamera. Das erinnert an populäre Mockumentaries wie “The Office” oder “Trailer Park Boys” und bringt das Filmgenre mit sehr viel zynischem Humor erstmals auf die versifften Bühnen in Deutschlands Punk-Clubs.

Im Gegensatz zu den genannten Pendants gibt es Bomb Out sogar wirklich. Die Band kommt aus Berlin und macht ziemlich brutalen Beatdown-Hardcore mit deutschen Texten – dabei erinnern sie entsprechend der Referenz im Film gerne mal an Nasty. So erfolglos wie sie im Film dargestellt werden, sind sie zum Glück nicht. So spielen sie, regelmäßig Shows in Berlin und haben auch schon eine nach der Band benannte EP am Start.

Regisseur und Co-Produzent Greve wuchs selbst in einem Punk-Umfeld auf beobachtete die Szene schon immer mit Interesse: “In diesem System gibt es immer eine Selbsteinschätzung, die nicht zwangsweise konform ist mit der Einschätzung von außen. Ideale werden gern auf Händen vor sich her getragen um sich von der Norm abzugrenzen, sich zu definieren. Schaut man aber von außen auf das System, merkt man möglicherweise, dass diese Ideale – sei es schon durch Exklusion bzw. Selektion seiner Mitglieder – diese Ideale nicht einlösen kann”, erklärt Greve die Hintergründe seines Kurzfilms. “Das System Bomb Out, das sich über ein Selbstbild von Zusammenhalt und Freundschaft definiert, führt sich selbst ad absurdum und verweigert sich so auch selbst den Erfolg. Hier wird sich aus nichtigen Gründen gegenseitig zerfleischt. Alles, worauf sich eine Subkultur wie Hardcore stützt – Zusammenhalt, Politik, Musik – ist kein Thema mehr, es gibt nur noch das eine: Deklassierung des anderen zur Selbsterhöhung.”

Unten gibts den Film in voller Länge:

Kurzfilm: “This Is Bomb Out”

THIS IS BOMB OUT from Hannes Greve on Vimeo.