Wer an psychedelischen Stoner denkt, hat vielleicht den ein oder anderen Genrevertreter aus dem kalifornischen Palm Desert im Kopf. Doch 2017 gründete sich die Band Solar Mantra nicht im Golden State, sondern in der ewigen Stadt – Rom.
Mit klassischer Besetzung aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Sänger Tommaso Santillo veröffentlichten sie am 3. September ihr Debütalbum “Away” beim italienischen Label Argonauta. Für die Platte habe sich die Band laut Santillo vom Sound ihrer ersten EP “Solar Mantra” (2018) beeinflussen lassen. Der Mix des Albums ist im Vergleich zu dieser aber weniger dreckig und klingt jetzt noch schärfer. Die Gitarre von Francesco Carretti verzichtet dabei zugunsten der Hard-Rock-Ausprägung, im Stil von etwa Queens Of The Stone Age, auf eine übermäßige Verwendung des Fuzz-Pedals, wie man es von beispielsweise Nebula kennt.
Wie Sänger Santillo verrät, drücke der Albentitel “Away” den Willen aus, dem “schwarzen Loch sozialer Regeln und Regulierungen zu entkommen.” Auch der neue Song “Monster From The Abyss” beschäftige sich mit der “Heuchelei des Scheins”, denn in unterschiedlichen sozialen Umfeldern würde jeder Mensch eine andere Rolle spielen, um damit einen “gemeinsamen Kompromiss sozialer Interaktion” einzugehen. Währenddessen sei die optimierte Selbstdarstellung in den sozialen Medien eine Parallelwelt, die meist das genaue Gegenteil der Realität wiederspiegle.
Ihre daran geübte Sozialkritik verpacken Solar Mantra in über vier Minuten andauernde Rock-Riffs, die zur Bridge in ein ausuferndens Solo münden. Im Musikvideo von Regiesseur Alessandro Ungheri seien die hässlichen, lächerlichen schmutzigen und faulen Versionen der Bandmitglieder auf einer Couch zu sehen. Gemeinsam konsumieren sie Trash-TV-Sendungen, bis ein Kurzschluss in der Fernbedienung sie mit gutgekleideten Idealbildern ihrer selbst in Berührung bringe, die den Track in einer Ruine performen. Zum Ende verschwinden die fernsehenden Varianten der Mitglieder. Santillo erklärt, dass “nur die Begehrenswerten übrig bleiben, um zu zeigen, wie der Schein die Wirklichkeit verdunkelt.”