Er war das, was man in der Branche gemeinhin einen Streetteamer nennt – aber doch so viel mehr: Unser treuer Freund, Kollege, Leser, Kritiker und Unterstützer Albert Royal ist von uns gegangen.
Albert Royal. Heißt der wirklich so? Das war die Frage, die bei etwa jedem aufkam, der erstmals von Albert hörte oder auf ihn traf. Für die meisten aus dem inneren VISIONS-Zirkel war es das Southside Festival. Albert war Streetteamer. Also jemand, der für VISIONS auf freiwilliger Basis die Werbetrommel rührte, bei Aktionen mithalf oder eben auf Festivals.
Da Albert aus Bayern kam, genau: aus München, was man ihm ein wenig anhörte, half er im Süden mit. Beim Southside Festival. Bei dem war VISIONS die gesamten 00er Jahre vertreten. Und Albert eben auch. Immer freundlich, immer unaufdringlich, immer interessiert fügte er sich mit der süddeutschen Streetteamer-Crew und den meist aus dem Pott angereisten VISIONS-Abgesandten zu einem unschlagbaren Team zusammen.
Ein Team, das vor allem unschlagbar war, weil wir gerade auf Albert zählen konnten. Der begann seine Standschichten schon oft, bevor er musste und verlängerte sie nach hinten raus. Manchmal fragte man ihn, ob er denn gar keine Bands ansehen will, bloß um festzustellen, dass er das hier und da immer auch hinbekommen hat. Er war schließlich riesiger Musik-Fan – seine Shirts von Cannibal Corpse bis Sparta bewiesen das. Sein anhaltendes Interesse für Literatur, Filme, Podcasts und zuletzt Kochen und Backen ebenfalls.
Dass wir alle auf dem Southside Festival zusammenkommen, ist leider schon lange nicht mehr der Fall. Das hielt Albert aber nicht davon ab, weiterhin in Kontakt zu bleiben und aus Eigeninitiative eine VISIONS Party im Strom in München zu veranstalten. Seit 2008 bereits. Albert kümmerte sich um alles, legte auf, organisierte Release-Partys und befeuerte ein Netzwerk, denn er kannte alles und jeden – und alle kannten ihn: “Albert Royal? Heißt der wirklich so?” Der Name bleibt hängen.
Vor gut einem Jahr schrieb mich Albert an. Keine Ahnung, wann wir zuletzt voneinander gehört hatten. Höchstens sporadisch, bei Facebook halt. Er habe die Besprechung zu “Lovecraft Country” gelesen: “Matt Ruff ist ein von mir sehr geschätzter Autor, und natürlich habe ich das Buch dazu schon lange gelesen.” Aus der Bitte, ihm die Serie mal postalisch zu leihen, entstand das übliche Update. Alles so weit gut bei mir. Und bei dir?
Erst da brachte er mich auf Stand. Aber das Auf-Stand-bringen war in seinem Fall etwas komplexer, denn bereits seit 2019 kämpfte Albert gegen Krebs. Und wie er kämpfte. Und was er alles mitmachte. Trotzdem entnahm ich seinen Zeilen einen unbeugsamen Optimismus. Aber ihm fehlte vor allem eines: “Mir fehlt das Auflegen und andere Menschen für neue Musik zu begeistern sehr.”
Dabei war er für so viel zu begeistern. Dabei blieb er immer kritisch: “In der Bad Religion-Biografie bin ich über gut 30 Fehler gestolpert und war dann mal so frei an den Verlag zu schreiben.” Und auch VISIONS kam nicht ungeschoren davon: “In der aktuellen Ausgabe sind mir gleich beim Architects-Interview einige Fehler ins Auge gestochen. Oft fehlt vermutlich einfach die Zeit, die Deadline drückt, letzte Änderungen, etc.” Er wusste einfach, wie der Hase läuft – also bat er sich direkt als Redegatshilfe an.
Im Dezember war er der Weihnachtsmann auf der Onkologie-Station eines Münchner Krankenhauses. Über sein Netzwerk beschaffte er Geschenke für die Patient:innen und das Team. “Überlegt euch doch mal, wie ihr euren Mitmenschen eine Freude machen könnt. Am Anfang der Pandemie war die Hilfsbereitschaft groß, aber in letzter Zeit vermisse ich das ein bisschen. Es lohnt sich, vertraut mir!!!”
Albert, wir vertrauen dir. Und wir danken dir für deine Hilfsbereitschaft, deinen Enthusiasmus. Du wirst uns fehlen. Aber eines werden wir nie: deinen Namen vergessen.