Der Dutch Impact will über alle Genre-Grenzen hinweg niederländische Musiker in die Welt tragen. Die Musik-Export-Initiative arbeitet dafür eng mit einigen der wichtigsten europäischen Musikkonferenzen und Festivals zusammen, um dort bei Showcases und Parties die eigenen Künstler vorzustellen. So auch beim Reeperbahn Festival, wo sich erneut neun spannende aufstrebende Acts der Öffentlichkeit präsentieren. Wir porträtieren sie hier.
Band-Übersicht:
1) Pieter de Graaf (12:30-13:00, Molotow Club)
2) Joep Beving (13:30-14:00, Molotow Club)
3) EUT (14:00-14:30, Molotow Skybar)
4) Rosemary & Garlic (14:30-15:00, Molotow Club)
5) Baby Galaxy (15:00-15:30, Molotow Skybar)
6) Pip Blom (15:30-16:00, Molotow Club)
7) The Homesick (16:00-16:30, Molotow Skybar)
8) Alt?n Gün (16:30-17:00, Molotow Club)
9) DeWolff (17:00-17:30, Molotow Courtyard)
Pieter de Graaf
Heimatstadt: Rotterdam
Genre: Neo-Klassik
Für Fans von: Nils Frahm, Ólafur Arnalds, Hauschka
Pieter de Graaf hat schon als kleiner Junge neben seinem Vater am Klavier gesessen und dabei gleichzeitig die Rolling Stones und Chopin, die Beatles und Bach kennengelernt. Heute spielt der am Rotterdams Conservatorium ausgebildete Pianist Kompositionen, die er aus zuvor improvisierten und gleichzeitig aufgenommenen Takes zusammensetzt, was ihm die Möglichkeit gibt, komplizierte, virtuose Passagen und einfache, aber wunderschönen Melodien zusammenzuführen. Seine Vorbilder sind nicht nur die Komponisten der Klassik, sondern auch prägende Jazzmusiker wie Miles Davis und vor allem Keith Jarrett.
Video: Pieter de Graaf – “A Minor Story”
Joep Beving
Heimatstadt: Doetinchem
Genre: Zeitgenössische Klassik
Für Fans von: Max Richter, Goldmund, Fabrizio Paterlini
Joep Beving ist interessante Karrierewege gegegangen: Der heute 42-Jährige hatte nach seinem Studium zehn Jahre in der Werbeindustrie gearbeitet, doch 2015 bekam sein Klavieralbum “Solipsism” quasi über Nacht weltweit Aufmerksamkeit, weil es mit seinen ruhigen, Ambient-artigen Melodien offenbar ein sehr breites Publikum anzusprechen weiß. Zu seinen wohligen Soundtracks versinkt man ganz schnell in tiefen Gedanken.
Stream: Joep Beving – “Day Dream”
EUT
Heimatstadt: Amsterdam
Genre: Alternative Rock
Für Fans von: Yeah Yeah Yeahs, Hole, The Amps
Es leben die 90er: EUT bringen den Alternative Rock der Post-Grunge-Phase zurück. Das macht die Band um Frontfrau Megan de Klerk mit gewaltig viel Energie, Spielfreude, Dynamik und Pop-Appeal – aber mit vielen sympathischen Ecken und Kanten im Sound. Ihre aktuelle Single “Crack The Password” vereint diese Qualitäten in einen fröhlichen Mitsing-Hit. Beim Reeperbahn Festival bekommt ihr erste Eindrücke vom Debütalbum “Fool For The Vibes” zu hören, das am 5. Oktober erscheint.
Video: EUT – “Crack The Password”
Rosemary & Garlic
Heimatstadt: Amsterdam
Genre: Indiefolk, Dream-Pop
Für Fans von: Laura Marling, This Is The Kit, Sharon Van Etten
Rosemary & Garlic waren schon vor rund einem Jahr auf unserem Radar aufgetaucht. Inzwischen haben die Indiefolker ein nach der Band benanntes Debütalbum veröffentlicht und mit ihrem zarten, atmosphärischen Sound viele neue Seelen verzaubert. Da darf man schon mal einen Sitzkreis um das Duo bilden und sich an den Händen halten.
Video: Rosemary & Garlic – “Blue Boy”
Baby Galaxy
Heimatstadt: Maastricht
Genre: Indierock, Noisepop
Für Fans von: Sonic Youth, Sebadoh, Archers Of Loaf
“Mighty Nighty” von Baby Galaxy muss man sofort nach “1979” von den Smashing Pumpkins spielen – klanglich schließt der Song des Trios direkt an die große Nostalgie-Hymne an. Dann drehen die drei Freunde die Noiseregler hoch und steigern sich ekstatisch in ein wildes Wall-of-Sound-Instrumental, das genau wie der Pumpkins-Track an Nächte voll von jugendlichem Leichtsinn erinnert. Klingt, als könnte der Abend des 20. Septembers auch so einer werden.
Video: Baby Galaxy – “Mighty Nighty”
Pip Blom
Heimatstadt: Amsterdam
Genre: Indierock
Für Fans von: The Breeders, Courtney Barnett, Sunflower Bean
Die junge Amsterdamerin Pip Blom hat uns schon als Supportact von The Breeders begeistert. Ganz früh hat sie auf einer Kindergitarre mit dem Songwriting angefangen, inzwischen spielt sie mit Band und fühlt sich in der Besetzung noch viel wohler, wie sie uns im Interview erzählte (zu lesen in VISIONS 306). Bisher gibt es ihren lockeren Indierock auf ein paar Demos zu hören, eine neue EP steht aber in den Startlöchern und auch ein Debütalbum soll bald folgen.
Video: Pip Blom – “I Think I’m In Love”
The Homesick
Heimatstadt: Dokkum
Genre: Noisepop, Lo-fi
Für Fans von: Diiv, Wild Nothing, Fews
The Homesicks Musik klingt nach radiotauglichem Pop, den jemand kräftig mit dem Schmirgelpapier bearbeitet hat. Das Trio spielt mit LoFi-Sound, der mit zahlreichen Effekten konstant in noisige Gefilde abdriftet. Das Grundgerüst ist aber immer noch sehr eingängig, melodiös und verträumt. Da steckt viel Eskapismus drin, der in ihrer Heimat Dokkum sicher gut gedeihen kann, einem überschaubaren Örtchen im Norden der Provinz Friesland. Auf der Reeperbahn werden sie sich sicher nicht langweilen.
Video: The Homesick – “St. Boniface”
Alt?n Gün
Heimatstadt: Amsterdam
Genre: Psychedelic, türkischer Folk
Für Fans von: King Gizzard & The Lizard Wizard, Kikagaku Moyo, Can
Bei Alt?n Gün fließt das türkische, indonesische und niederländische Erbe der Mitglieder zusammen und ergibt ein faszinierendes Gemisch aus traditioneller Volksmusik der verschiedenen Nationalitäten, Retro-Funk und berauschender Psychedelic. Das Kollektiv bringt irre und hypnotische Jams auf die Bühne. Viele ihrer Songs sind inspiriert vom türkischen Folkmusiker Ne?et Erta?, dessen Lieder teilweise zu Standards geworden sind und von Alt?n Gün sehr frei neu interpretiert werden – mit sägenden Synthbässen, Elektro-Saz und treibenden Percussions.
Video: Alt?n Gün – Livesession bei KEXP
DeWolff
Heimatstadt: Geleen
Genre: Bluesrock, Psychedelic
Für Fans von: Wolfmother, Greta Van Fleet, The Temperance Movement
Last but not least beim Dutch Impact Showcase sind die Bluesrocker DeWolff. Im VISIONS-Kosmos sind die drei schon fast alte Hasen, die vor allem dafür geschätzt werden, nicht nur die Gitarren heulen, sondern auch die Rockorgeln ordentlich röhren zu lassen. Das kann sich ganz schnell hochschaukeln und in explosiven Solo-Eskapaden enden, wie sie im Song “Deceit & Woo” beweisen. Er stammt von ihrem aktuellen Album “Thrust” – und der Name verspricht, dass sie am Donnerstagabend nochmal richtig aufs Gaspedal treten.