Sectioned
Heimatstadt: Edinburgh, Schottland
Genre: Mathcore
Für Fans von: Converge, Botch, The Dillinger Escape Plan
Mit dem absolut treffend betitelten Debüt “Annihilated” verwüsten Sectioned gerade die Mathcore-Welt. Die Schotten beschwören mit dem eröffnenden Titeltrack einen Orkan mit Windstärke zwölf: Das rasende Intro gleicht genauso kompromisslosen Converge-Albumopenern wie “Concubine” (von “Jane Doe”) oder “Dark Horse” (von “Axe To Fall”), unter dem wüsten Geprügel zeigen sich Sectioned aber noch technischer, noch präziser als ihre musikalischen Patenonkel. Wer die ersten Brecher körperlich unversehrt übersteht, findet im Verlauf des Albums viele Referenzen und facettenreiche Experimente wieder, wenn Sectioned beispielsweise am Ende von “Starved Lives” mit Elektro-Breaks spielen, in “Synchronicity” nur lose an Tempi gekoppelte Meshuggah-Grooves loslassen oder sich in “Portrait” vom Hardcore-Grind plötzlich in extrem langsamen Sludge stürzen. “Annihilated” ist bei Bandcamp gratis erhältlich – und ein Spitzenkandidat für das brutalste Album des Jahres.
Album-Stream: Sectioned – “Annihilated”
Cancel
Heimatstadt: Luzern, Schweiz
Genre: Hardcore, Metalcore
Für Fans von: Modern Life Is War, August Burns Red, Verse
Bei Cancel muss der Sound kratzen, beißen und aufreiben: Das Schweizer Hardcore-Quintett hält nichts von Harmonie. Cancels vergangene Woche selbst veröffentlichtes Debüt “Dark Reveries” ist durchzogen von bösen Dissonanzen und metallischem Gitarrengeplänkel, immer wieder münden die Tracks in tonnenschweren, auf den tiefsten Ton fokussierten Metalcore-Breakdowns. Die Band zieht mit heftigen D-Beats regelmäßig das Tempo an, reißt in “Golden Rats” mit Gang-Shouts mit und lässt mit der knackig kurzen Spielzeit der meisten Songs keine Verschnaufpausen zu – außer im epischen und vergleichsweise melodischen “Poor Man’s Sermon” in der Mitte des Albums, der Cancel von einer anderen Seite zeigt. Und obendrauf gibt es das DIY-Gütesiegel – gelungener Einstand.
Album-Stream: Cancel – “Dark Reveries”
Casper Skulls
Heimatstadt: Toronto
Genre: Alternative Rock, Post-Punk, Shoegaze
Für Fans von: Slowdive, Pavement, Diiv
Casper Skulls haben im November vergangenen Jahres ihr Debüt “Mercy Works” veröffentlicht und präsentieren darauf eine nostalgische Mischung aus dem Alternative Rock und damals noch aufkeimenden Shoegaze der 90er Jahre. Der abwechselnde, kontrastreiche Gesang von Neil Bednis und Melanie Gail St-Pierre erinnert sofort an Sonic Youth, so wie auch die rauschenden Gitarren in “What’s That Good For”. Mit Noise-Experimenten halten sich Casper Skulls aber zurück, dafür arbeiten sie das melodische Rahmenwerk ihrer Songs wunderbar sorgsam aus. Wer noch etwas tiefer einsteigen will, findet in den introspektiven Texten der Kanadier viele literarische Referenzen, von biblischen Geschichten über philosophische Grundwerke bis hin zu dystopischen SciFi-Klassikern. Zum intellektuellen Einschlag passen auch die cleveren Spiegeltricks, mit denen das Quartett im neuen Video zu “Colour Of The Outside” arbeitet.