Radiohead
OK Computer (Platten der Neunziger)
Häufig hört man den Satz: “Alter, das musst du öfter hören. Das Album wächst noch.” Und ja, es stimmt: Es gibt eine Menge Alben, die wachsen. Ein bisschen. Oder auch viel. Manche wachsen zehn oder zwanzig Durchläufe lang und halten sich dann irgendwann auf einem gleichbleibend hohen Level. Doch diese Platte hört überhaupt nicht auf zu wachsen. Sie wächst förmlich über sich hinaus. Wird immer dichter, intensiver, trauriger, schöner. Mit jedem Song, jedem Ton, jeder Sekunde. Noch nie ist es einer Band gelungen, Musik derart tief in einer klischee- und kitschfreien Emotionalität zu verankern, Melodien unfassbarer Traurigkeit mit einer atemberaubenden Atmosphäre zu versehen. Dem Suizid und zugleich der Hoffnung auf Morgen so nahe zu sein. In Stimmungen zu baden, so ruhig und gleichzeitig so präsent zu klingen. Das Ausdehnen und Zurücknehmen zum Evangelium zu erheben. Und immer wieder die melancholischste Seite in dir zu berühren. Wo schon die Vorgängeralben “Pablo Honey” und vor allem “The Bends” – das man fast gleichberechtigt neben “OK Computer” stellen könnte – mit ihrer unverfälschten Schönheit echte Größe beweisen, ist dieses Album eine echte Offenbarung an audiophilen Gefühlen. Die Instrumentierung ist – nicht zuletzt dank der großartigen Produktion Nigel Godrichs – vielseitiger und zugleich einfacher. Sie ist gefällig, doch nie Pop, sie ist zugänglich, doch nicht einfach zu konsumieren. Denn sie ist so authentisch, ehrlich und direkt, dass es weh tut. Sicher ist: An diesem Album werden sich Radiohead messen lassen müssen. Hoffentlich ist das kein Fluch für sie.
weitere Platten
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