Blumfeld
L’Etat Et Moi (Platten der Neunziger)
Text: Falk Albrecht | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
Wer von Blumfeld lediglich den unsäglichen Schmachtfetzen “Tausend Tränen tief” kennt, wird kaum glauben mögen, dass diese Band bereits Platten mit Meilensteincharakter aufgenommen hat. “L’Etat Et Moi” ist so ein Meilenstein, und der Vorwurf, dass es sich bei Blumfeld um die Inkarnation der blutleeren Studentenrocker handelt, ist im Falle dieses Albums absolut ungerechtfertigt. Denn die Songs bedienen gleichermaßen Kopf, Bauch und Füße; die Tatsache, dass Jochen Distelmeyer jedes Wort offenbar acht Mal gedreht und gewendet hat, muss einen nicht am Tanzen hindern. Songs wie “Jet Set” gehen fast schon heftig nach vorn und zeigen die Band tief im Indie-Rock der späten Achtziger Jahre verwurzelt. Und bei diesen schnelleren Stücken vergisst Distelmeyer sogar ab und an die ihm selbst auferlegte Gleichgültigkeit, mit der er für gewöhnlich seine prosaisch formulierten Analysen und Betrachtungen eher spricht denn singt. Doch gerade diese scheinbare Beiläufigkeit verleiht einigen Songs ein Maß an Intensität, das man von deutschsprachiger Rockmusik zuvor kaum kannte. Denn wenn Distelmeyer etwa im Text zu “Draußen auf Kaution” die ganz alltägliche und dennoch schmerzhafte Einsamkeit beschreibt, verfällt er dennoch nicht dem Einfall, nun als Sänger das ganz große Gefühl vermitteln zu müssen, sondern begnügt sich mit der Rolle des distanzierten Erzählers. Für die dramatischen Momente sind indes seine Mitmusiker zuständig, die (nicht nur) diesen Song fast hymnisch erklingen lassen.
weitere Platten
Ein Lied mehr - The Anthology Archives Vol.1
VÖ: 16.03.2007
Verbotene Früchte
VÖ: 28.04.2006
Jenseits von Jedem
VÖ: 01.09.2003
Testament der Angst
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Graue Wolken (Single)
VÖ: 02.04.2001
Old Nobody
VÖ: 25.01.1999
L'Etat Et Moi
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Ich-Maschine
VÖ: 05.01.1992