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    Propagandhi
    How To Clean Everything (Platten der Neunziger)

    VÖ: 14.11.1993 | Label: Fat Wreck Chords
    Text: Ingo Neumayer | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
    Propagandhi - How To Clean Everything (Platten der Neunziger)

    Die kanadischen Anarchos punken sich von Null auf Eins zum ungewollten Sprachrohr des Melodycore.

    These, Antithese, Synthese: Die Marx’sche Theorie, dass sich aus zwei gegensätzlichen Standpunkten eine Lösung generiert, kann man wohl an keiner anderen Punkrock-Band der Neunziger so treffsicher aufzeigen wie an diesem kanadischen Trio, „Fat Wreck Chord’s only p.c. punk band”, so das Booklet. Propagandhi waren sich ihrer Widersprüche und Unzulänglichkeiten immer bewusst (in „Anti-Manifesto” heißt es: „Dance and laugh and play / ignore the message we convey / it seems we’re only here to entertain”), kalkulierten sie sogar bisweilen (wenn sie mit einem Anti-Ska-Song das Publikum zum, genau, skanken brachte), und gewannen (jetzt kommt die Synthese) dadurch nur noch mehr an Glaubwürdigkeit. Beispiele gefällig? Auf dem Back-Cover schnitt das Trio alberne Grimassen wie Spaßpunker vom Schlage NoFX, die so gar nicht zum politisch hochambitionierten Inhalt mit engagierten Plädoyers gegen Nationalismus, Gewalt, Konsum und Passivität passten. Nur drei Songs nach erwähntem „Ska Sucks” wurde mit „Haillie Sellasse Up Your Ass” dem große Bruder Reggae in einer der simpelsten und catchiesten Adaptionen ever gehuldigt, seit sich Punkrocker, die erwiesenermaßen keine Ahnung davon haben, an jamaikanischem Liedgut vergreifen. „This Might Be Satire” wiederum war ein zynischer Kommentar zu belanglosen Liebesliedern, zum Abschluss coverte die Band aber Cheap Tricks „I Want You To Want Me”. Jegliche Attitüde, die ihre Musik als ‘Kunst’ definieren und ihr somit einen materiellen Wert zuweisen würde, war der Band fremd, doch die Gebote für ihre legendäre Split-EP mit I Spy stiegen ins Unermessliche. Schließlich und entscheidend: Propagandhi verpackten ihre „Middle Finger Response” in ein paar der mitreissendsten, hymnischsten und eingängigsten, sprich massenkompatibelsten Melodycore-Songs, die die Punkrock-Welt je gesehen hatte.

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