Life Of Agony
River Runs Red (Platten der Neunziger)
Italo-Amerikaner sind sensible Zeitgenossen. Wäre Sänger Keith Caputo nicht aus diesem Holz geschnitzt, hätten Life Of Agony noch Jahre im New Yorker Untergrund spielen können. Aber gerade Caputos verzweifelte Stimme machte aus einer durchschnittlich begabten Hardcore-Truppe eine Band, die sofort ihren eigenen Platz besetzen konnte. Speziell das von Type O Negative-Keyboarder Josh Silver produzierte Debüt schaffte den kaum für möglich gehaltenen Crossover zwischen Kopfsocke und Kopfstimme: “This Time” und “Through And Through” liefen damals in jeder erstzunehmenden Rock-Disse und sind mit Sicherheit heute als Genre-Klassiker einzuordnen. Dass mehr Potenzial in der Band steckte, bewiesen sie spätestens mit ihrem dritten Album “Soul Searching Sun” (1997), das eigentlich als das dritte Stone Temple Pilots-Werk durchgehen könnte. Aber genau diese Anpassung an aktuelle Trends bzw. der musikalische Richtungsstreit zwischen den beiden Cousins Joey Z. (g) und Caputo brach dem Quartett das kommerzielle Genick. Rückblickend betrachtet ist es sehr schwer zu sagen, ob noch so eine Platte wie “River Runs Red” die Band gerettet hätte. Auf alle Fälle konnte man damals kaum glauben, dass Caputo mit knapp Zwanzig schon so ein kompakter Sänger war. Vielleicht war auch sein Alter mit ein Grund dafür, dass er sich auf eine musikalische Richtung einließ, die seinem klassischen Background (Beatles, Led Zeppelin, Pink Floyd) eigentlich widersprach. Aber gerade aus diesem Widerspruch entstand – wie so oft in der Musikgeschichte – eine der wichtigsten Platten im Metal-Bereich.
weitere Platten
The Sound Of Scars
VÖ: 11.10.2019
A Place Where There's No More Pain
VÖ: 28.04.2017
Broken Valley
VÖ: 30.05.2005
Unplugged At The Lowlands Festival '97
VÖ: 21.08.2000
Soul Searching Sun
VÖ: 09.09.1997
Ugly
VÖ: 10.10.1995
River Runs Red
VÖ: 11.10.1993