Faith No More
Angel Dust (Platten der Neunziger)
Text: Ingo Neumayer | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
“The Real Thing” (1989) war der erste Crossover-Megaseller überhaupt, “Epic” die Blaupause für ein ganzes Kapitel im Rocklexikon, und drei Jahre später war es abermals an Faith No More, neue Maßstäbe zu setzen. “Angel Dust” brach beinahe komplett mit den Erwartungen der Fans, war sperrig, stellenweise sogar verstörend düster (selbst die zugänglicheren Singles “Midlife Crisis”, “A Small Victory” oder “Everything's Ruined” schienen seltsam gebrochen), und hatte so gar nichts mehr mit der talentierten Bewegungssportgruppe früherer Tage zu tun. Der Grund hierfür bestand aus zehn Buchstaben und tausend Stimmen: Mike Patton. Hatte er auf dem Vorgänger nur die eigentlich für den kurz zuvor gefeuerten Chuck Mosley ersonnenen Gesangslinien eingesungen, war der Mr. Bungle-Mann hier erstmals ins Songwriting einbezogen und konnte mit dieser Platte den Grundstein für den später zementierten Titel “Sänger des Jahrzehnts” einheimsen. Egal ob bei der grandios dämlichen Country-Ballade “RV”, dem apokalyptischen “Jizzlobber” oder dem poppigen “A Small Victory” – Patton drückte jedem der dreizehn Songs seinen individuellen Stempel auf. Interessant auch, wie sich anhand dieses Albums die späteren Turbulenzen im Bandgefüge vorhersehen ließen, denn Metal-Gitarrero Jim Martin trat zugunsten von Roddy Bottums dramatischen Keyboards-Arrangements öfter in den Hintergrund, als ihm lieb sein konnte. Ein wegweisendes Album einer, wenn nicht sogar der wichtigsten Bands der Neunziger, das mit dem abschließenden Commodores-Cover “Easy” (welches auf der Erstpressung übrigens noch fehlte) dann doch noch mit einem veritablen Hit aufwartete.
weitere Platten
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