Sie müssen sich ihre eigene kleine Welt geschaffen haben, irgendwo im schlechtwetterverwöhnten Seattle: Minus The Bear, zu Spanisch Menos El Oso. Eine Welt aus zaghaften, guten Klängen muss das sein, mit einer übermächtigen Sehnsucht in jeder Ecke, jeder Wand, in der Luft, durch die sie eingeatmet wird. Ein wenig spielen sie in der Tradition ihrer Nachbarn Pretty Girls Make Graves, nur mit kaum vorhandener Verzerrung. Cleane Gitarren haben eine eigene Macht. Erst recht, wenn man sie benutzt wie Minus The Bear: hochversiert – in den Soli Santana ohne ein Gramm Schmalz. In den Strophen breit tröpfelnd, immer vorsichtig eingestreut. Schönklang, der nicht als erste Prämisse hat, schön zu sein, sondern komplexe Songkonstrukte zu umschmeicheln; sie nicht übermächtig werden zu lassen. Death Cab For Cutie im Geiste des Postrock und auch -core. Scumbucket haben sich hier zudem mit Sebadoh zu Tee und Stimmenaustausch getroffen, dass es auf dem Rücken steißwärts schauert. Dazu: feine Elektro-Beats oder flinke, gern im Offbeat treibende Drums. Echte Virtuosen von vorn bis hinten sind hier am Werk, die keinen Spiegel zum Posen brauchen, denen nicht die Hose schwillt, haben sie ein tolles Break oder eine galante Eigene-halbe-Minute hingelegt. Sie lächeln wohl eher mit gesenktem Kopf und genießen die Schönheit, die sie gerade dem Ganzen beigesteuert haben. “Drilling” zieht wunderbaren Text über den Ozean bis in unsere Herzen: “This old Story / When were gone I feel Id never miss anyone…” Ach! Tut das gut. Ein meisterhaftes, unbeschwertes Album, das nicht aufhört, neue Lieblinge hervorzubringen.
weitere Platten
Farewell (Live)
VÖ: 29.10.2021
Fair Enough
VÖ: 19.10.2018
Voids
VÖ: 03.03.2017
Lost Loves
VÖ: 10.10.2014
Infinity Overhead
VÖ: 05.10.2012
Omni
VÖ: 27.08.2010
Planet Of Ice
VÖ: 10.08.2007
Highly Refined Pirates
VÖ: 20.11.2003