Greta Schloch ist verrückt. Das ist eigentlich nichts Neues, könnte aber mittlerweile in Vergessenheit geraten sein; immerhin ist “Jack The Jochen”, das erste und bis dato einzige Album mit dem Jahrtausend-Song “Alter”, auch schon wieder fünf Jahre her. Mit ihrem Zweitwerk knüpft die Lübeckerin nun nahtlos ans Debüt an, nicht zuletzt inhaltlich: “Schön wie Scheiße” oder “Stück Ranz” sind erneut der Männerwelt gewidmet. Gar anrührend ist “Bidde nich” geraten, ein tiefes Lied über des Metzgers Wurst, des Fahrlehrers Schaltknüppel und des Feuerwehrmanns Schlauch. Kein Wunder also, dass sich die Schloch angesichts allseits präsenter Schürzenjäger in eine Traumwelt flüchtet – in der er es freilich auch nicht viel besser aussieht: “All das alles” und “Ein goldenes Pferd” sind bewegende Ausflüge aufs Märchenschloss einer einsamen Prinzessin (“kein Jüngling, kein Feuer, kein Alkohol”). Immerhin: Trost versprechen zur Not Exkursionen in die Tierwelt. Songtitel wie “Pudelwohl”, “Elektronische Vögel”, “Tanzender Tapir” oder “La Cucaracha” sind da nur einige Beispiele. Verwunderlich nur, dass sie “Beim Arbeitsamt” – einem, nun ja, Spoken-Word-Track – auf gar keinen Fall als Tierpflegerin vermittelt werden will. In ein Punktesystem lassen sich derartige Geniestreiche natürlich nicht pressen. Trotzdem eine dringende Bitte an alle Programmverantwortlichen der großen deutschen Fernsehkanäle: Gebt dieser Frau endlich eine Samstagabend-Show!
weitere Platten
Wir sind frei
VÖ: 19.08.2022
Jack The Jochen
VÖ: 17.04.2000