Es gibt Songs mit unmittelbarer Wirkung. “Hopeless” ist so einer: Vom Spielmannszug-Intro bis zur ersten Gesangslinie dauert es nur ein paar Sekunden, aber es reicht, um das Lied zum sehnsuchtsvollsten Stück zu machen, das Jimmy Eat World nie gemacht haben (die Art des Satzgesangs ist schon ein bisschen geklaut). Ganz klar: In “The Meadowlands” weht Seelenluft. The Wrens, ein nicht mehr ganz junges US-Quartett, entschieden sich auf dieser Platte für einen intimen Klang, der Emotionen fördert, indem er so verdammt nah klingt. Dann gelingen auch Songs, die nicht unmittelbar, sondern verzögert funktionieren. “She Sends Kisses” zum Beispiel: Die Melodie schlingert, der Sänger nölt in seltsamen Nuancen, das Akkordeon irritiert und will doch nur helfen. Es dauert drei Minuten, bis The Wrens den ersten Refrain richtig ausarbeiten, und wie wohlig aufgehoben fühlt man sich schließlich in diesem komischen Liebeslied über die Briefe einer gewissen Beth. Auch wenn die schnelleren, lauteren Songs nicht diese Intensität erreichen – im Grunde ist “The Meadowlands” ein traumhaftes Zeugnis begnadeter Songwriter- und Arrangierkunst für Menschen ohne jedes Budget. Es würde nicht verwundern, wenn die Band die Songs in dem alten Häuschen vom Coverfoto aufgenommen hätte. So aus der Zeit gefallene Lieder schreibt und produziert man nur, wenn die Milch morgens vor der Tür liegt, genug Zigaretten und Whiskey da sind und keine Plattenfirma der Welt irgendetwas erwartet. Indie eben. Aber selten klingt’s so stimmig und gut wie hier.