Die Berliner bleiben ihrer Vision treu: Gleich mit “The City In The Sea” verschleppen uns The Ocean an einen äußerst unwirtlichen Ort weit unter der Meeresoberfläche. Einen, an dem man lieber nicht verweilen möchte. Wohin sich kaum ein Lichtstrahl verirrt und man das Wort Hoffnung nur noch blubbern kann. Vom ersten Ton bricht auf “Aeolian” eine Flut an musikalischen Ideen über uns herein. Die sind nicht immer ausformuliert, manchmal anstrengend und auch mal bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Das ehrgeizige Künstlerkollektiv macht es sich und uns alles andere als einfach: “Austerity” etwa gleicht einem unzähmbaren Koloss, der fast zehn Minuten lang im Zickzack-Kurs über den schlammigen Meeresgrund wütet. Eben noch schwerfällig wankend, jetzt in hektischer Hetze, gleich wieder mit taumelndem Stampfen. Ein schwerverdaulicher Metal-Brocken, der höchste Konzentration einfordert. Eine Tiefsee-Odyssee mit verwirrenden Takt- und Richtungswechseln, gepresstem Gurgeln und grellem Gekreische, brutalen Bassschlägen und seltenen aufgehellten Abschnitten, in denen sich neben zähflüssiger Depression unverhofft so etwas wie Euphorie entfaltet. Dieses Gefühl kehrt bei “Inertia” zurück, diesem widerspenstigen Hoffnungsschimmer am Ende, der immer wieder zu verglühen droht und an My Dying Bride erinnert. Unterm Strich bleibt bei The Ocean alles beim alten: In manchen Momenten wachsen sie über sich hinaus, dazwischen sind ihre dichten Kompositionen derart verschlüsselt und undurchdringlich, dass viele Hörer verwirrt zurückschrecken werden. “Aeolian” ist ein trotziges Biest, das in seiner erdrückenden, orchestralen Opulenz abwechselnd Atem und Nerven raubt.
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