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    Boysetsfire
    The Misery Index: Notes From The Plague Years

    VÖ: 24.02.2006 | Label: Burning Heart
    Text: Jens Mayer | Erschienen in: VISIONS Nr. 156
    Schönheit
    Boysetsfire - The Misery Index: Notes From The Plague Years

    Die Flamme der Begeisterung lodert noch. Nach drei Jahren entfachen Boysetsfire aus einem schleichenden Schwel-, endlich wieder einen gepflegten Flächenbrand.

    Eine Minute und dreißig Sekunden, und die Fronten sind geklärt, denn das Akustik-Intro zu “Walk Astray” macht es allen, die es wissen wollen, unmissverständlich klar: Wer ein Album derart uncool und pathetisch beginnt, dass so manche traditionelle Metalband neidisch werden könnte, der meint es ernst und legt die Karten ohne Umschweife offen auf den Tisch. To wear one’s heart on one’s sleeve. Ein offensichtlich naiver Glaube an das Gute und entwaffnende Offenheit, eine Beschwörung der Gefühle und ein Appell an die Herzen – genau so ergibt der plötzliche Umschwung in den folgenden Wutausbruch auch Sinn, denn das Ungleichgewicht zwischen Ideal und Wirklichkeit ist es doch, was einen zum Schreien bringt. Oder etwa nicht? “The Misery Index: Notes From The Plague Years” bringt auf den Punkt, was der Vorgänger “Tomorrow Come Today” oft nur ansatzweise vermitteln konnte, und schafft dabei 13 Mal den Stil-Spagat, der seit jeher “klassisch”-hymnische (Emo-)Rock-Songs aus der Feder von Boysetsfire (“Requiem”, “Social Register Fanclub”) in direkte Nachbarschaft zu knackigen Hardcore-Zornausbrüchen wie “Final Communiqué” und “A Far Cry” stellt. Die druckvolle, regelrecht dicke Produktion von “Tomorrow Come Today” findet nun auch ihre Entsprechung in einem adäquaten Songwriting, das – trotz aller vorhandenen politisch-sozialen Ambition – bei Boysetsfire traditionell eher den Bauch bzw. das Herz anspricht als schlicht den kühlen Kopf. Alles beim (guten) Alten also? Nicht ganz, denn wer hätte gedacht, dass die Band ausgerechnet mit dem Einsatz von Bläsern ihrem Sound eine Facette – noch dazu eine so spannende – hinzuzufügen könnte. Dieser Kniff macht aus “So Long… And Thanks For The Crutches” einen Mosh-Klassiker, den man sich nach “After The Eulogy” und “Release The Dogs” erträumen durfte, und aus “Deja Coup” mit Mighty Mighty Bosstones-Referenz einen der allerbesten, weil ungewöhnlichsten Songs seit dem Bestehen der Band. Übrigens, die abschließende Antwort auf die Frage, ob das denn nun eher Hardcore, Emo, Screamo oder doch Rock sein soll, lautet: Ja!

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