Transportmusik. Für Zugreisen im leeren IC und Flugzeugpassagen über der Wolkendecke. Für verträumte Spaziergänge in herbstlichen Wäldern und Gedankenreisen mit Blick auf verregnete Straßen. Musik für immer, wenn das Herz wandert. Und welches steht schon still? Boards Of Canada – zwei seit fast zehn Jahren aktive Klanggestalter aus Schottland – haben mit “The Campfire Headphase” ein perfektes Plädoyer für entspannte Bewegung aufgenommen. Elektronik-Listening ohne Fehler: intelligentes Zeugs (immerhin gilt es die Warp-Tradition zu wahren), das Gefühle zulässt und auf dem Grund der Harmonie gebaut ist. Jetzt, wo Aphex Twin pausiert, Autechre nur noch Kunst-Installationen beschallen und die jugendliche Gitarrenpopper Maximo Park das ehedem wegweisende Bleep-Label über Wasser halten, brauchte Warp genau das: eine Platte, die beweist, dass Elektronik-Platten noch begeistern können. Tracks wie “Peacock Tail” oder “84 Pontiac Dream” klingen so unendlich lebendiger als alles, was auf diesen beliebig billigen Lounge-Compilations auftaucht. Der heimliche Hit “Dayvan Cowboy” stellt all das noch in den Schatten. Gitarre nah am Ohr, Beats synkopisch, fast jazzig, dazu Harmonien, die Schicht um Schicht der großen Melodie näher kommen. Musik im Feld von DJ Shadow, My Bloody Valentine, Air und Arab Strap – das beste vorstellbare Namedropping, und es wird der Sache gerecht. Die Kunst von Boards Of Canada ist, Komplexität unendlich einfach erlebbar zu machen. Ein didaktisches Meisterwerk.
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