“Ja, zu Zeiten von ‘Ich-Maschine’…” – man hört diese Seufzer häufig. Viele alte Bewunderer haben den mit “Old Nobody” begonnenen Soundwechsel nie nachvollziehen können. Alles klang plötzlich nach Harmoniesucht, Schlager. Mit den folgenden Alben musste gelernt werden, dass das nicht einmal ironisch war. Ein Sündenfall. Nun folgt eine weitere verbotene Frucht: kindliche Heiterkeit. Auffällig ist dabei besonders “Der Apfelmann”, ein Song, der von Helge Schneider getextet sein könnte. Eigentlich eine klassische B-Seite, ein kleiner Spaß. Spaß? Unterschätzen wir Distelmeyer nicht immer wieder? Das Management rutschte auf Knien, den Song zumindest aus dem ersten Drittel der Platte verschwinden zu lassen. Wieder würden die Fans den Kopf schütteln, verständnislos. Distelmeyer blieb hart, nichts kann seine neu gewonnene gute Laune trüben. Statt grauer Wolken sieht er die “Tiere um uns”, tanzt “mit Yoko Ono Pogo”, schreit danach “Alright!” und lässt das Schlagzeug swingen. Und diesen Groove verliert diese Platte auch bei den verträumteren Stücken nicht, wo sie mit Raben fliegen, den psychedelischen “Schmetterlings-Gang” einlegen oder dem Weg des Flusses folgen. Ein leichtfüßiges, tänzelndes Album mit viel Natur, das erneut spalten wird: Einige wird der Swing, wird eine Single wie “Tics” einfach mitreißen, andere werden weiter den Kopf voranschicken und hilflos schütteln, die Band danach aber weiter respektieren. Wegen “Ich-Maschine” und so. Ich persönlich nehms intuitiv und packe es mir in den Koffer für die Insel. Für den Boogie um die Palme.
weitere Platten
Ein Lied mehr - The Anthology Archives Vol.1
VÖ: 16.03.2007
Jenseits von Jedem
VÖ: 01.09.2003
Testament der Angst
VÖ: 21.05.2001
Graue Wolken (Single)
VÖ: 02.04.2001
Old Nobody
VÖ: 25.01.1999
L'Etat Et Moi
VÖ: 22.08.1994
L’Etat Et Moi (Platten der Neunziger)
VÖ: 22.08.1994
Ich-Maschine
VÖ: 05.01.1992