Wir haben mal wieder großes Glück gehabt. Der Legende nach war Jenny Lewis nämlich drauf und dran, sich von dem Geld, das sie in den letzten Jahren angespart hatte, ein dickes Bündel Aktien zu kaufen. War ihr dann aber doch zu riskant, und so investierte sie lieber in ein eigenes Soloalbum. Conor Oberst soll ihr da gut zugeredet haben, holte sie sogar auf sein Label Team Love, und seitdem lief sowieso alles wie geschmiert. Lewis besann sich im Vorfeld auf ihre Kindheit, in der sie mit ihrer Mutter immer knisternde Folk- und Blues-Alben gehört hatte, wurde dabei ganz nostalgisch und musste selbst eine dieser wunderbar altmodischen Platten machen. Hier schmoren die Pedal-Steel-Gitarren noch im eigenen Saft. Darf das Schlagzeug überhaupt mitspielen, hoppelt es hübsch unbeholfen durch die Songs. Und wenn der Reverend seinen Hausbesuch macht, gibt es selbst gebackenen Apfelkuchen. Der eigentliche Clou aber an “Rabbit Fur Coat” sind die Watson Twins, zwei Gospelfrauen vom Fach, die Lewis in Kentucky aufgabelte und nicht lange angraben musste, bis sie auf der Platte mitmachen wollten. Schon der A-cappella-Auftakt “Run Devil Run” gewinnt durch die Vocals der beiden mindestens zwei Stockwerke an Tiefe, und im abgehetzten “Big Guns” stellen sie die nötige Bodenhaftung sicher, während Lewis mit dem Kopf in den Wolken und der Faust in der Tasche einer verflossenen Liebe hinterher singt. Es liegt also sicher nicht an ihren eigenen Stücken, dass der beste Song auf “Rabbit Fur Coat” eine Coverversion ist. Wenn Conor Oberst, Death Cabs Ben Gibbard und M. Ward reinschauen, um “Handle With Care” von den Traveling Wilburys, der Spätachtziger-Supergroup aus Bob Dylan, George Harrison, Roy Orbison, Tom Petty und Jeff Lynne, zum Kneipenschlager umzubauen, dann ist das eben einfach so.
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