Der bewährte Danko-Cocktail, Zutaten und Nebenwirkungen sind bekannt. Engmaschige Riffs ohne Solo-Gedudel, die Punks und Hardrockern gleichermaßen die Frisur durchpusten, schleudern uns in ultrakompakten Songstrukturen gebündeltes Testosteron entgegen, getarnt mit Melodien, die einen auch im Schlaf noch verfolgen. Wobei: Schlaf ist ja der Feind, und bei diesen hochwirksamen Mitteln gegen aufkeimende Müdigkeit ist daran auch tatsächlich nicht zu denken. Danko denkt wie immer an Sex und Liebe, die Perspektive dabei wie gehabt zwiespältig. Der sexy Handclap-Groover “Dont Fall In Love” erklärt, warum rocken geiler ist als turteln, die infernalische Antithese “Shes Drugs” folgt sogleich. Nichts Neues, aber auch beileibe nichts Schlechtes. Mit dem vierten Album bleibt Danko Jones so punktgenau berechenbar und qualitativ verlässlich wie AC/DC, auch wenn “Sleep Is The Enemy” den Vergleich mit dem Meisterstück “We Sweat Blood” knapp verliert. Ein paar Hits weniger heißt bei Danko Jones aber eben immer noch jede Menge Hits. John Garcia, den man schon auf einigen halbgaren Duett- und Background-Gesangseinsätzen hören konnte, ergänzt sich beim treibenden Wüstenrocker “Invisible” ganz fabelhaft mit Herrn Jones, die Cheerleader-Refrainlinien bei “First Date” sorgen für höchste Ansteckungsgefahr und das bedrohliche “Time Heals Nothing” ist einfach nur ganz großer Rock. Danke, Danko! Und mal ruhig weiter so.
9/12 Dirk Siepe
Meine Herren, da hat aber wer Nerven: Nennt sein Werk provokativ “Schlaf ist der Feind” – und verpennt doch höchstselbst die eigene Autobahnabfahrt Richtung Grandezza. Ruht sich allzu sehr auf eigenem Lorbeer aus, statt munter voran zu schreiten. Nur zur Information: Hier spricht durchaus ein bekennender Fan des bissig riffrockenden Womanizers. Umso bitterer die Erkenntnis, dass es diesmal irgendwo nicht ganz reicht. Derart groß ist inzwischen der Kanon Jonesscher Uptempo-Dreiminüter, die einem ebenso frontal wie stoisch aufs Maul hauen, dass es (zumindest als Nicht-Novize) schwer fällt, Lichtblicke aus dem Einerlei zu fischen. Dass der Kanadier vom Start weg und wie stets mit Nachdruck den schlimmen Finger gibt, der in einer “Sticky Situation” nichts anbrennen lässt (“I break my dick just for you”), kann nämlich eines kaum verhehlen: Seine sexuell überhitzten Tiraden über erste Dates, die Vorzüge natürlicher (Sonnen-)Bräune und dergleichen schleppen einen zunehmend faden Beigeschmack mit sich herum. Anderes, etwa das stumpfe”Shes Drugs” oder der hastige Titeltrack, mag live fraglos kicken, wirkt auf Platte indes allzu banal. Die Riffs? Allesamt alte Hüte. Mitreißend sind allein noch das mit Zupf-Intro à la AC/DC aufwartende “Baby Hates Me” sowie der tatsächlich funkensprühende Speed-Tornado “Invisible”. Time for a change, buddy.
6/12 Patrick Großmann
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