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    Angels & Airwaves
    We Don't Need to Whisper

    VÖ: 30.06.2006 | Label: Geffen/Universal
    Text: Jochen Schliemann / Nils Klein
    Angels & Airwaves - We Don't Need to Whisper

    Vier-Ohren-Test

    Ein großes Fass macht diese Platte auf mit ihrem Science-Fiction-Cover, ihrem Ziel – progressiver Poppunk – und den Namen dahinter. Gitarrist David Kennedy von Box Car Racer, Schlagzeuger Atom Willard von The Offspring, Bassist Ryan Sinn von The Distillers und Blink-182s Tom De Longe am Mikro. Wer dessen Stimme seit jeher als Zentrum der amerikanischen Popunk-Highschool hasst, wird auch hier nicht glücklich. Denn selbstredend erinnert sie an “All The Small Things” und all den anderen reaktionären Ringelpiez, den Blink-182 verursacht haben. Letztlich aber ist es mit “We Don’t Need To Whisper” wie mit der letzten Blink 182-Platte, die nicht umsonst selbstbetitelt war: De Longe sucht nach neuen Wegen. Der Opener “Valkyrie Missile” beginnt mit Keyboardflächen, ist zu Recht über sechs Minuten lang, hat nichts mit Punkmusik am Hut, ist dennoch eingängig und brillant im Sound. Dieses Rezept steigert sich im folgenden in teils bemerkenswerte Höhen und mutiert im Falle von “The Gift” zu den bereits angekündigten U2-Parallelen. Und auch weil diese momentan nicht selten sind, bleiben Angels & Airwaves sicher eine Frage der Perspektive. Für manche sind sie progressive Poppunker, für andere poppunkige Progger – den meisten ist das aber hoffentlich scheißegal. Aus “Good Day”: “I think I like today, I think it’s good. It’s something I can’t get my head around.”

    8/12 Jochen Schliemann

    Tom Delonge kommentierte Angels & Airwaves in einem Interview einmal so, dass er mit dieser Band in seinem Post-Blink-182-Leben wieder ein positives Ausrufezeichen setzen wolle, und bemühte die pathetische Phrase, dass es wie ein vertontes Gefühl funktionieren sollte; als ob man – obgleich dem Weinen nahe – mit gereckter Faust die Welt erobern wolle. Cinematische Strukturen für Miniatur-Epen. Ob man als geschmacklose Motivation dazu Bilder vom Zweiten Weltkrieg im Aufnahmestudio braucht, sei noch dahin gestellt – das erweckt eher den Anschein, als ob vom angedachten Letterbox-Format sich die schwarzen Balken brettergleich vor den Kopf gelegt hätten. Schlimmer wiegt, dass dieses Konzept ohne weiteres sicherlich ein bis zwei Songs trägt – ein ganzes Album, das diese Idee in elf Songs nur mit marginalen Änderungen starrsinnig durchdekliniert, macht müde. Sehr müde. Das wird irgendwann so klebrig wie Honigwaffeln auf Kaiserschmarrn auf Rote Grütze. Ein Schelm, wer Schmarrn und Grütze als wertende Aussage liest. Das mag den Beteiligten Spaß gemacht haben, sich am Bombast zu versuchen, der Hörer erleidet aber Mittelohrdiabetes, sollte er es ohne Realitätsverlust durch die ganze Platte schaffen. Wer kein Geld dafür ausgeben will, solle einfach Blink 182s “I Miss You” und eine beliebige Cure-Platte zeitgleich auf Repeat hören und in seinen Schnüffelteddy weinen. Reinigt vielleicht auch die Seele, kostet aber weniger Nerven.

    5/12 Nils Klein

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