Nicht ganz durch. Noch etwas roh. Erlesene Zutaten, gute Ideen – gefehlt hat es dann beim Kochen. Auf Musik bezogen: beim Songschreiben. Alles bleibt schwammig, nichts bleibt kleben. Was nicht schlimm sein muss bei diesem Debüt. Kann auch so durchgehen und Absicht sein, was Annie und ihr Bandpartner Micah Calabrese so fabrizieren. Sie peppen das Zurückgelehnte der letzten Rilo Kiley mit Laszivität und schmutzigen Songtexten auf (“Kevin Is Gay”, der eröffnende Knaller, “My Dick Sux”, “You’re Full Of Shit”). Die Kaugummi-Intensität der Pixies steht ihnen gut, das Vertrackte weniger. Wenn sie es denn versuchen. Ein bisschen zurückhaltender und weniger auf Erfolg getrimmt als etwa The Vines, in deren Video zu “Outtathaway” Annie zu sehen war. Simple Riffs, meist zwei Basstöne, das Standard-Grundgerüst der Standard-Grundgerüste. Nett ausgekleidet. Nett wie “nett”. Wäre da nicht ihre Stimme immer wieder, der man gerne zuhört, die das alles aufwertet. Und beim Höhepunkt namens “Wicked Game” (bezeichnend: der Coversong als Highlight) interpretiert sie Chris Isaak eigenwillig, eigenständig und doch treffend. Ein rohes Cover, das funktioniert und dann doch Respekt einflößt für so viel Songverständnis. Für Album zwei dann auf das eigene Material fokussieren, und alles wird gut.