Eine Platte, viele Reaktionen. Die einen klagen, hier klinge ja alles gleich, wie ein einziger Song. Die anderen nennen dieses Album fabelhaft und hören wochenlang nichts anderes. So ist das bei The Organ. Die kanadische Frauenband hat ein Klangkonzept, und das wird die ganze Platte lang beibehalten. “Grab That Gun” bezieht sich auf goldenen Düstertage der Indie-Musik. Es klingt so sehr nach Blondie oder Siouxsie & The Banshees, dass man The Organ wegen Fortschrittsverweigerung verklagen könnte. Dass das Album trotzdem funktioniert, liegt an der Radikalität des Vorgehens. Es gibt halt Tage, an denen ist man froh, wenn das Brötchen schmeckt, wie es schmeckt und nicht jeder Handgriff ungewisse Folgen hat. “Grab That Gun” klingt wie eine lange Straße mit funkelnden Laternen im gleichen Abstand. Fast schon synchron und symmetrisch klingen die Songs mit den ewig gleichen Zutaten: schlingernde Wave-Gitarre, trocken-treibendes Schlagzeug, die namensgebende Orgel – ein Programm, das einlullt und manche langweilen mag. Daher hier die herzliche Einladung, in diese Platte einzutauchen und die innere Dynamik der Struktur zu entdecken. Übel gelaunt sein und das Album laut hören, hilft dabei; dann möchte man zu Liedern wie “Sinking Hearts” oder dem umwerfenden “Memorize The City” sogar tanzen. Wer später atmosphärischen Nachschub braucht, sollte sich den ewigen Geheimtipp “Any Other City” der schottischen Life Without Buildings besorgen.