Die Zeiten, in denen selbst wertkonservative BWL-Studenten und RTL2-“Stars” Michael Moore-Bücher schwingend und “Fuck Bush!” rufend durch die Straßen zogen, um mit ihrem “couragierten” Auftreten Beifall zu erhaschen, sind vorbei, wie auch die Konjunktur gleicher Thematik im Musikgeschäft abgeflaut ist. Die Klientel schreisingt lieber im Vintage-Maiden-Shirt, schwarzgefärbt und “eyegelined” über Probleme der Relevanz eines vergessenen Turnbeutels oder “added” MySpace-Freunde auf der Suche nach dem nächsten coolen Indie-Superstar. Strike Anywhere sind immer noch da. Denn sie haben ein Anliegen, das sie ernst nehmen: den Kampf für eine bessere Welt. Die Band um den dreadgelockten Thomas Barnett, der Aufklärung, Anstachelung und Durchhalteparolen wie kaum ein anderer in poetische und hochmelodische Hardcore-Zweiminüter verpackt, erlaubt sich auch beim dritten Album keine Schwäche und lässt inhaltlich kein politisch brisantes, geschichtlich relevantes Thema aus. Ob “Manhatten-Projekt”, das im Zweiten Weltkrieg entstandene US-Programm zur Entwicklung der Atombombe und Ausgangspunkt für die Katastrophe von Hiroshima, oder Solidarität mit den Ureinwohnern des Landes – wenn Public Enemy das CNN der Schwarzen waren, dürften Strike Anywhere die Tagesschau der heutigen Mittelstandskids sein.
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