Selbstbeschränkung ist eine Tugend, die Protest The Hero abgeht. Die fünf 20-Jährigen aus Ontario können viel und lassen nichts bleiben. Ihr selbstverliebter/ selbstbewusster Ansatz positioniert Protest The Hero zwischen The Mars Volta light und Coheed And Cambria heavy. Denn “Kezia” setzt auf hochkomplexen Metal progressiver Prägung, schlägt mehr Haken als Ronaldinho beim Tempodribbling. Dabei haben Protest The Hero alle Hände voll zu tun, nicht den Faden zu verlieren, zumindest auf musikalischer Ebene. Inhaltlich erzählt “Kezia” die Geschichte der gleichnamigen Todeskandidatin. In je drei Songs kommen der Zellenwärter, der Gefängnispriester und die zum Tode Verurteile zu Wort. Die Gedanken der Charaktere äußert Sänger Rody Walker mal diabolisch keifend wie Tomas Lindberg (At The Gates), mal mit der zuckrigen Stimme eines Claudio Sanchez (s.o.). Am Ende ist klar, dass die Protagonistin Kezia nicht zu retten ist, Protest The Hero schon. Aber nur dann, wenn die hochbegabten Instrumentalisten ihre musikalische Reizüberflutung effektiver in schlüssige Songs eindämmen. Bis dahin wirft “Kezia” eine Glaubensfrage auf: zügelloser Geniestreich oder ziellose Nabelschau? Protest The Hero werden mit dem technisch hochtrabenden Metal-Mosaik polarisieren. Das wollten sie so.
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