Der Daddy kündigte es im Interview bereits an, jetzt ist es trotz monatelanger Welttournee der Hauptband plötzlich da: ein Soloalbum des Hammond-Juniors, entstanden in den ehrwürdigen New Yorker Studios Electric Ladyland, in den wenigen Pausen, die ihm die Strokes ließen. Dafür paarte er eine überaus präzise arbeitende Rhythmusgruppe um sich, traf sich sporadisch mit ihnen – und ließ sich dabei immer wieder von schillernden Gästen wie Ben Kweller, Julian Casablancas oder Sean Lennon unterstützen. Dabei entstand ein homogenes, sehr warm klingendes Indiepop-Album, das zwar meistens einen nachvollziehbaren Strokes-Vibe atmet und doch deutlich anders klingt. Es ist entschieden mehr Pop als Rock, mit Glockenspielen, dezenter Rhythmik und einem intensiven Einsatz allerlei Tasteninstrumente. Vielseitigkeit ist sein Gebot. Neben zwei echten Rockern und einigen getragen-gefühlvollen Indie-Perlen gestattet er sich sogar traditionelle Singer-/Songwriter-Balladen und Country-Ausflüge. Auffallend dabei: die immer wieder aufblitzenden 70er-Jahre-Referenzen und seine absolut überzeugende Lead-Stimme, die in ihren intensiven Momenten an John Lennon erinnert – wie in “Blue Skies”, das glatt aus Lennons Hoch-Solophase stammen könnte. Schon der Beginn des Albums ist eine beherzt nach Beatles klingende Zweiminuten-Weise, in der sich Albert Hammond zu akustischer Gitarre, Theremin und leichtem Schlagzeug stimmlich durch zwei Oktaven träumt und mit mondänen Chören aufwartet – nur, um direkt danach einen knackigen Rocksong auf den Punkt zu bringen, dessen plinkernde Gitarren nicht nur latent an die Strokes erinnern. Bis zum Refrain, denn da wird es wie so oft auf der Platte groß bis mächtig und sehr emotionsgeladen. Überhaupt, Melodien und Harmonien hat er drauf, der Lockenkopf; so sehr, dass das manche fast abstoßen könnte, weil sie nicht selten mehr im Mittelpunkt stehen als alles andere. Was meint: Der typische Strokes-Hörer braucht ein großes Herz für Retro-Pop, um das hier richtig gern zu haben. Verfügt er über eins, fällt das Gernhaben sehr leicht. Denn Hammond ist ein absolut überzeugendes und kurzweiliges Album gelungen, das weit mehr ist als eine Sammlung von Überbleibseln und nur einen kleinen Haken hat: Diese überaus klassische Sommermusik erscheint eine Spur zu spät im Jahr.
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