Duke Special
Songs From The Deep Forest
Text: Markus Hockenbrink
Um die Musik des Dukes zu beschreiben, muss man sich tatsächlich um einige Jahrzehntchen zurückversetzen, möglicherweise bis ganz dahin, wo Musikgeschichte mythologisch wird. Der aus Belfast stammende Wilson spielt nämlich ein böses Piano, das ganz nach Music Hall klingt, nach Wintergarten und Sektfrühstück. Passend dazu hat er eine Stimme wie Milch und Honig und die theatralische Inbrunst eines Gesellschafts-Dandys – kein Wunder, dass er kürzlich als Vorgruppe der Divine Comedy eine gute Figur machte. Mit Neil Hannon teilt er auch die Liebe zum maliziösen Textdetail: “The sun will rise again”, schmachtet er, und droht dann: “Well, it better!” Ein wenig blasiert, ein wenig indigniert sind sie, die Figuren in seinen Liedern, aber vor allem hoffnungslos romantisch an der Grenze zur Melodramatik. Überhaupt suggeriert die ganze Platte überlebensgroße Gefühle, die als Ausprägung nichts weniger als ewige Liebe, bedingungslose Erlösung oder zumindest einen anständigen Selbstmord fordern. Man kann dazu aber auch ganz vortrefflich vor dem Spiegel in die Bürste singen.