Channels
Waiting For The Next End Of The World
Text: Stefan Layh
Sechs Saiten statt hundert Drehknöpfen – Jay Robbins will’s wieder wissen, entstaubt seine dissonante Gitarre und verlässt das Mischpult. Wer sich in der Post-HC/Indierock-Szene im Washington, DC der Neunziger auskennt, der kennt auch diesen Robbins. Nach guten Jahren mit Jawbox (89-97) und Burning Airlines (97-02) verschwand er aus dem Rampenlicht, um sich als Produzent (The Promise Ring, Texas Is The Reason, Jets To Brazil) zu profilieren. Doch der passive Part konnte den manischen Musikanten Robbins auf Dauer nicht: Wo der die Finger im Spiel hat, läuft Postrock auf allen Kanälen. Das setzt sich auf dem LP-Debüt fort. Channels servieren ein üppiges Menü mit melodischen Häppchen, dosierter Distortion und viel zum Beißen. Sie klingen organisch, oft fiebrig, störrisch und immer authentisch. Ein bissiges Album, das sich abwechselnd vor Jawbox und Jesus Lizard verneigt und inhaltlich einen skeptischen Blick auf den Status Quo der Welt wirft. In desillusionierten Momenten erinnern Channels an Alice In Chains. Sonst an alles, was Jay Robbins wichtig war und fürs erste ist.