Im Laufe des Älterwerdens beschränken wir uns immer mehr auf das Essenzielle. Wir umgeben uns lieber mit Dingen, die zeitlos sind. Die Pariser Elektro-Popper und Filmmusik-Fans Godin und Dunckel gehen mittlerweile auf die 40 zu. Das mag einer der Gründe sein, warum sie auf “Pocket Symphony” mehr denn je die These beherzigen, dass weniger mehr ist. Denn die beiden Franzosen, die sich zwar eh stets jenseits aller Trends bewegt haben, liefern eine Platte, die sich aus der Welt des zuckrigen Pop noch ein Stück weiter zurückzieht. Das verschlafene Blubbern, das Air Anfang der 90er erfunden haben, ist zwar noch da, ansonsten klingt alles ein wenig knöcherner und einfacher als zuvor. Das liegt zum einen an Produzent und Sparsamkeits-Fanatiker Nigel Godrich. Zum anderen tragen die japanischen Instrumente Koto und Shamisen, die Nicoals Godin eigens für die Aufnahmen erlernt hat, zum fragilen Sound bei. Dann sind da großartig eindringliche, immer wiederkehrenden Pianomelodien, mal minimal wie Sakamoto, mal dramatisch wie Morricone. Auch wenn es zuweilen sanft groovt, fühlt man sich die meiste Zeit auf eine staubtrockene Straße in einem psychedelischen 70er-Jahre-Italo-Western versetzt. Gast Jarvis Cocker erzählt in einem schönen, nachdenklichen Song von midlifegeschwängerten Postparty-Depressionen, und Neil Hannon flüstert von nächtlichen Verstörtheitsgefühlen. Tolle, zeitlose Platte.
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