Paul Smith mag sich in der Vergangenheit mal mehr, mal weniger diplomatisch von Kele Okereke und seiner Art zu texten distanziert haben – das zweite Maximo-Park-Album ähnelt der zweiten Bloc Party in vieler Hinsicht. Das liegt weniger an Okereke, der nun sehr konkret, subjektiv, geradezu konzeptgerichtet schreibt, wo ihm der “ich/wir/ihr” betonende Tagebuch-Poet Smith im Direktvergleich der Debüts noch um Nasenlängen voraus war. Vielmehr sind die Gemeinsamkeiten beider Alben offensichtlichere, und sie überwiegen alle Unterschiede: Wie Bloc Party haben Maximo Park eine Platte gemacht, an der man anfangs hart knackt; die jemanden, hätte er mit dem Vorgänger Musikhören gelernt, regelrecht überfordern muss. Sprechen wir nicht von partout komplexen Songs, aber von solchen, die komplex genug sind, sich erst beim siebten Hören zu erschließen, und die vor lauter Inkubationszeit fast vergessen hätten, Hits zu werden. Von Songs, die erst Sinn ergeben, wenn man nicht mehr damit gerechnet hat (was das angeht, lässt sich “Our Earthly Pleasures” sogar noch länger bitten als “A Weekend In The City” – woraus der geneigte Leser Schlüsse über die Nachhaltigkeit ziehen möge). Von der Wirkung der Musik zu ihren Wurzeln oder dem, was man dafür hält. Maximo Park wollen ihre Sonic Youth-Platte aufgenommen haben, ihre Sonic-Smiths-Talking-Pumpkins-Platte. Ich höre ihr Collegerock, Postpunk und Toto an, und doch klingt “Our Earthly Pleasures” mehr als alles andere nach ihnen selbst, nach Maximo Park, die ohne die schwärmerische Romantik und gerade noch kontrollierte Hysterie Paul Smiths so undenkbar wären wie ohne die flinken Gitarren-Arpeggios, die verschleppten Schlagzeug-Einsätze und jeden spleeningen Frühachtziger-Keyboardeffekt. “Our Earthly Pleasures” emanzipiert Maximo Park, wie es “A Weekend In The City” mit Bloc Party tat – ausgerechnet dank Attributen, die man bisher nicht gerade mit der Neuen Britischen Gitarrenrockmusik verbunden hat: zeitlos, souverän und unwahrscheinlich unaufdringlich. Ein Wunder oder keines, 2007 werden es letztendlich dieselben Namen sein, die schon vor zwei Jahren die Bestenlistenplätze der sog. New Wave Of British New Wave blockiert haben. Bloc Party, Maximo Park, zzgl. Arctic Monkeys. Die Verhältnisse festigen sich. Wie berechenbar! Wie aufregend!
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