Queens Of The Stone Age
Era Vulgaris
Text: Patrick Grossmann
Er muss es selbst gewusst haben: Ein weiteres Mal wäre Josh Homme – allen gepachteten Grundsympathien zum Trotz – mit einem Aufguss von “Songs For The Deaf” kaum ungeschoren davon gekommen. Das Resultat: elf Lieder, die einerseits Testosteron-gesättigt drauflosmarschieren wie ein aufgeputschter Straßenköter, dabei aber nie ihren Hang zur liebevoll inszenierten Ausformulierung schräger Details leugnen. Nicht jeder wird diese fünfte Queens-Platte mögen. Zu sick, zu verschroben, zu sehr um die berüchtigte Ecke gedacht und wenig zugängig tönt das Gros der Riffs, sind die an jeder Weggabelung nur notdürftig verscharrten Produktionsschrullen. Gleich der Einstieg “Turning On The Screw”, ein stoischer Psycho-Groover mit kurios im Stereobild verteilten Slide-Effekten und Schellenkranz-Vollbedienung, ist solch ein Moment: räudig, zäh wie Lava, dabei sexy wie nur was. Der kompromisslose Gitarrensound in Songs wie dem zornigen Dreckspritzer “Battery Acid” erinnert in seiner tiefbraunen Schlammigkeit sogar an Kyuss-Material. Am besten sind die neben Julian Casablancas und Billy F. Gibbons (ZZ Top) ein weiteres Mal von Grabesstimme Mark Lanegan komplettierten Queens (ein durch Trent Reznor verstärkter Track schaffte es nicht aufs Album) diesmal stets dann, wenn sie unvorhersehbare Abzweigungen nehmen: sich im rhythmisch Soundgardens “Spoonman” zitierenden “3’s & 7’s” plötzlich einem bittersüßen Frage/Antwort-Reigen zwischen jaulender Slidegitarre und Bratzriffs ergeben, den Tribal-artigen Ruhepol “Suture Up My Future” mit einsam im verwaisten Raum stehenden Akkorden beschließen. Oder der von genialischen Homme-Licks bestimmten Stakkato-Irrfahrt “Run Pig Run” eineinhalb Minuten vor der Zielgeraden gänzlich den Taktstock wegkicken. Wenn der Bandleader im unnachahmlich lakonisch gesungenen Schlüsseltrack “I’m Designer” in einer Mischung aus Fremdverachtung und Nabelschau die Zerrissenheit und den Sellout der eigenen (Künstler-)Generation seziert, hat er selbst längst gewonnen: “It’s truly a lie/ I counterfeit myself (…)You don’t own me/ You don’t own what I can’t buy.” Josh Homme benötigt 2007 für die kaputten Momente keinen Nick Olivieri mehr an seiner Seite, noch braucht er düpierte Mainstream-Hörer zu fürchten. Das Fieber ist zurück.
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