Dan Snaith hat sie gezählt. Alle 670 Liedentwürfe und -fragmente, die er in seinen täglichen Zehn-bis-zwölf-Stunden-Songwriting-Schichten eines vollen Jahres zusammengetragen hat. Neun von ihnen haben es schließlich auf “Andorra” geschafft. Miese Quote? Nicht, wenn man an ihr abliest, mit welchem Perfektionsanspruch Dan Snaith Musik macht. Neun aus 670 – das ist nicht gerade Punkrock, andererseits immer noch mehr Punkrock als die Klage des Mitsängers der Protopunks The Dictators, Handsome Dick Manitoba, dem nicht passte, dass Dan Snaith unter dem Namen Manitoba Platten aufnahm. Seither heißt Manitoba Caribou, und da die Namensänderung inzwischen auch die ersten beiden Manitoba-Alben erreicht hat, zählt “Andorra” nunmehr als das vierte. Dan Snaith, Kanadier mit Wohnsitz London, hat in den zwei Jahren seit der letzten Platte “The Milk Of Human Kindness” 140 Konzerte rund um die Welt gegeben. Er hat dabei gelernt, auf den Hörer zuzugehen – nicht leicht für einen, der sich in Interviews alle Nase lang zum Einsiedler kürt. Doch es hat funktioniert. “Andorra” ist drei Schritte von den ausufernden Krautrock-Weiten des Vorgängers zurückgetreten; hat sich zwar in der zweiten Hälfte seinen Grundstock episch-verspulter Electronica bewahrt, verneigt sich aber vor allem vor den Spät-60er-Psychedelia-Kunststücken der Zombies (“Odessey & Oracle”) und Billy Nicholls (“Would You Believe”). Das Problem mit dieser Art von Musik ist dasselbe wie vor 40 Jahren: Man findet sie vorschnell einschläfernd, überzuckert und zu dick aufgetragen. Hört man ihr aber mehr als einmal richtig zu, entdeckt man in “Andorra” das funkelnd warme, kindlich kreative, sich mit jedem Durchlauf tiefer windende Album, das Studioeremit Dan Snaith sich und der Welt da draußen versprochen hat. Wort gehalten.