Figurines
When The Deer Wore Blue
Text: Dennis Plauk
Es gehört zu den objektiveren Annahmen im per se subjektiven Schreiben und Diskutieren über Musik, dass kein Arrangement der Welt einen guten Song zerstören kann. Womöglich wahr, am sichersten ist aber immer noch: einen guten Song erst gar nicht durch ein mieses Arrangement in Gefahr bringen. Dahingehend ist das dritte Figurines-Album ein Glücksfall. Gute Songs, gute Arrangements. Ach was – frische, blendende, herrlich verschwenderische. Die Songs und die Arrangements. Man kann nur mutmaßen, wie viele intravenös injizierte Dosen Brian Wilson sich diese fünf Dänen verabreicht haben müssen. Denn Figurines waren mal eine Garagenband. Im Grunde von Anbeginn – Mitte der 90er – bis zum letzten Album “Skeleton” 2005. Jetzt sind Figurines eine Psych-Rock-Band. Die scheint’s heliumbeflügelte, mitunter erst kurz vor enervierend haltende Stimme Christian Hjelms und das seit jeher warm-rustikale Grundinstrumentarium aus Gitarreschlagzeugbass schließen ans Früher an; im Jetzt kommen Moogs, Wurlitzer, Autoharps und Orgeln hinzu. Es sind dies angemessene Mittel für den dunkel schillernden Mystizismus, den “When The Deer Wore Blue” – nicht zuletzt auch textlich in seinen Naturmetaphern – hinaufbeschwört. Der Trick dabei ist, dass man bei aller tongewordenen Leichtigkeit nichts von den Mühen spürt, die einer Band ein solches Album bereitet hat, bereitet haben muss. Gute Songs schreiben sich bestenfalls von selbst – um gute Arrangements muss man ringen. Den Kampf haben Figurines gewonnen. Jetzt muss die Welt diesen Triumph von Album nur noch mit ihnen teilen wollen.