Ein Sprung zurück ins Jahr 2000. Robbie Williams hat gerade sein zweifellos tolles Album “Sing When You’re Winning” veröffentlicht und ist entgegen der Realität danach nicht komplett abgehoben, um jedem Klischee eines Rockstars gerecht zu werden und – letztlich wenig erfolgreich – Amerika zu erobern. Also sitzt er daheim am Küchentisch und überlegt sich bei einer Tasse Tee, wie es nun weitergehen könnte mit seiner Karriere. Berühmt ist er schon, auf große Gesten könnte er nun eigentlich verzichten. Warum sich also nicht an einer kompakten Platte mit schönen Liedern über das Für und Wider des Lebens in der westlichen Zivilisation versuchen? Kraftvolle Songs mit starken Refrains und hörbar englisch geschult. Dazu ein bisschen Dub, weil man die Bassfrequenzen dann so schön in der Magengegend spürt; und natürlich müssen laute Gitarren dabei sein, die aus ordentlichen Melodien kleine Hymnen machen. In den leicht verständlichen Texten geht es im Sinnesenttäuschungen wie das Fernsehprogramm, wahlweise verbittere oder strahlende Helden aus der Vorstadt und natürlich die eigene Befindlichkeit zwischen leichter Verzweiflung und dem Mut, ein Pionier des Guten zu sein. Diese Robbie-Platte hätte toll werden können, doch der Mann verordnete sich 60 Kippen, 30 Espressi und 20 Dosen Red Bull pro Tag und ging einen anderen Weg. Das Album gibt es trotzdem, das haben jetzt einfach mal Hard-Fi aus Staines vor den Toren London gemacht. Cheers.
André Boße 8
Ein Sprung zurück ins Jahr 2005. Hard-Fi haben gerade ihr zweifellos tolles Debütalbum “Stars Of CCTV” veröffentlicht und sind entgegen der Hoffnung danach komplett abgehoben, um jedem Klischee einer Band, die sich für Rockstars hält, gerecht zu werden und – letztlich ziemlich erfolgreich – Amerika zu erobern. Also sitzen sie daheim in einem Studio in Staines und überlegen, wie es nun weitergehen könnte mit ihrer Karriere. Berühmt sind sie schon, auf große Gesten könnten sie nun eigentlich verzichten. Stattdessen faseln sie irgendwas von “beweisen, dass wir mehr draufhaben als ein zum Debüt aufgemotztes erstes Demo” und versuchen sich an neuen Songs. Kraftlosen Songs mit blutleeren Refrains, mit denen man sich im Mutterland der Popmusik eigentlich nicht vor die Tür wagen dürfte. Dazu ein bisschen Pomp, weil man die Plastikkeyboards und Streichersätze so schön in der Magengegend spürt. Kurz bevor einem alles hochkommt. Und natürlich müssen laute Gitarren dabei sein (für die Rock-Credibility), und natürlich muss jedes Lied gleich eine Hymne sein. Dabei sind die guten nicht mal in der Überzahl. Mit den “leicht verständlichen” Texten werden sie der Substanz ihrer Musik immerhin ähnlich gerecht wie mit dem wohl kreativfreisten Plattentitel des laufenden Kalenderjahrs. Diese Hard-Fi-Platte hätte toll werden können, doch die Band verordnete sich Hybris und Seichtheit in ungesunden Dosen. Das Album gibt es trotzdem, und es ist ein einziges Ärgernis.
Dennis Plauk 5
weitere Platten
Killer Sounds
VÖ: 19.08.2011
Stars Of Cctv
VÖ: 15.08.2005