Der Gutmensch ist dem Klischee nach bekanntlich der friedensbewegte, die Welt fütternde Alt-68er, dem die Kinder auf der Nase herumtanzen, während sich auf dem Plattenteller “Electric Ladyland” oder Janis Joplin drehen. Den Gutmann gibt es noch nicht, aber man müsste ihn langsam erfinden, um Menschen wie Hot Water Music oder hierzulande Jupiter Jones zu beschreiben – Männer mit vielen Tätowierungen am Körper und vielen Melodien im Leib, die sie so laut und geschickt umzusetzen wissen, dass man ihnen abkauft, sie könnten bei Bedarf auch Prügeleien am Kai anfangen… Aber nur, um ihre Brut zu beschützen. The Gaslight Anthem aus New Jersey spielen solche Gutmännermusik, mitreißende Ohrwürmer, im Holzfass gereift und formal als Punkrock vorgetragen, den eine Stimme vorantreibt, die den Dropkick Murphys ebenso vorstehen könnte wie The Hold Steady oder der Springsteen-Band als Double des Bosses. “There’s a dirty wind blowing/ There’s a storm front coming/ There’s an S.O.S. on the seas tonight”, und trotzdem gibt mann nicht auf. Es ist nicht das erste Mal, dass solche Metaphern benutzt werden. Nicht das erste Mal, dass Mitgröl-Sentimentalität so clever mit Übergängen, Details und Fill-ins zusammengeschraubt werden, dass jeder Song kurzweilig sitzt. Aber es packt einen unglaublich. Wenn man auch so einen Gutmann in sich hat, mit allem Kämpferpathos und aller Larmoyanz. Wenn nicht, dann lässt es einen kalt.
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