Man konnte gespannt darauf sein, wie der Weg von Jimmy Eat World nach “Futures” und der ungewöhnlich dunkel-introvertierten “Stay On My Side Tonight”-EP weitergehen würde. Große Teile der Anhängerschaft – seien es Fans des Emo-Meilensteins “Clarity” oder die mit ihrem perfekten Pop-Album “Bleed American” hinzugekommenen – wollten mit dem letzten Album nicht so richtig warm werden, das die Band insgesamt vielleicht zu zurückhaltend zeigte. Schließlich ist es doch die große Geste, für die diese vier unscheinbaren jungen Männer geliebt werden: Die Fangemeinde will Hochs und Tiefs, will sich in den Armen liegen und gemeinsam singen oder ergriffen den Tränen freien Lauf lassen. Bereits beim ersten Hören ist festzustellen: Die Grundstimmung von “Chase This Light” kann am ehesten mit der von “Bleed American” verglichen werden. Cover und Titel kündigen es an und “Big Casino”, Opener und erste Single, verdeutlicht: Diese Platte ist offensiv und will das erwähnte Hochgefühl unmittelbar verbreiten. Die Frage, die sich nach den ersten Hördurchgängen stellen wird, ist nur, ob die Songs den Erwartungen standhalten können oder ob sie lediglich geschickt die Standards des Bandsounds anwenden. Doch Bedenken letzterer Art sollten nach den Durchläufen vier, fünf und sechs vom Tisch gewischt werden können, hier sind einige echte Jimmy-Eat-World-Highlights zu finden. Zum Beispiel “Always Be” oder “Carry You” – wieder mal ein Stück, das den Weg über Jim Adkins Nebenprojekt Go Big Casino zu seiner Hauptband fand. Höhepunkt, hervorstechend und nicht umsonst im Tracklisting in den Mittelpunkt gerückt, ist jedoch ganz klar das in der bisherigen Bandgeschichte unvergleichliche “Gotta Be Somebodys Blues”, das düster, bedrückend und eindringlich an einen Joy-Divison-Song im Jimmy-Eat-World-Gewand erinnert. Groß! Auch “Feeling Lucky”, der Titelsong und das abschließende “Dizzy” werden auf der Bühne neben den alten Klassikern standhalten, was letztendlich nur ein Fazit zulässt: “Chase This Light” beinhaltet keinen einzigen Ausfall, sondern mit “Fireflight” lediglich einen etwas durchschnittlichen Song, dagegen aber mindestens wieder sechs Songfreunde für den Soundtrack des Lebens mit dem nimmersatten Jimmy. Über die Zukunft der Band braucht man sich sicherlich keine Gedanken zu machen. Die sieht rosig aus.
weitere Platten
Surviving
VÖ: 18.10.2019
Integrity Blues
VÖ: 21.10.2016
Damage
VÖ: 07.06.2013
Invented
VÖ: 24.09.2010
Futures
VÖ: 11.10.2004
Bleed American
VÖ: 27.08.2001
Clarity (Hall Of Fame)
VÖ: 29.01.2001
Clarity
VÖ: 29.01.2001
Splitsingle mit Jebediah
VÖ: 23.10.2000
Static Prevails
VÖ: 01.01.1900
The Middle (Single)
VÖ: 01.01.1900