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    A Whisper In The Noise
    Dry Land

    VÖ: 19.10.2007 | Label: Exile On Mainstream/Soulfood
    Text:
    Platte des Monats
    A Whisper In The Noise - Dry Land

    Steve Albini produziert nicht, er nimmt auf. Für A Whisper In The Noise ein Album aus betrübten Streichern, bangen Saiten und tiefem Piano. Untröstlich. Beinahe.

    Die Musik ist zurückhaltend. Sorgsam gespielt. Akustische Gitarren schieben sich gerade hörbar ins Bild, so dass man nicht anders kann, als ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn West Thordsons Doppler-Gesang einsetzt, wie ihm auch Pall Jenkins der Black Heart Procession frönt, ist es längst um einen geschehen. Nur eines sei gesagt: Beginnt diese Platte, ist die Party zu Ende. Zarte Gemüter werden sich fürchten, allein zu sein mit der Trauer, die sie verströmt. West Thordson, indianischer Abstammung und im Reservat aufgewachsen, ist Chef dieses Projekts aus Hanska/Minnesota mit ständig wechselnder Besetzung. Sein Klavierspiel ist Herz und Hauptanker jedes Songs. Selten nutzen Bands einen Flügel dermaßen als Erzeuger von Atmosphäre. Nicht die schnuckelige Atmosphäre eines kleinen Piano-Solos, sondern die, die unausweichlich den gesamten Klangraum ausfüllt. Tiefe Töne, lang ausklingend. So, wie sie einigen Johnny Cash-Songs unter Rick Rubins Ägide gut taten; nur konsequenter, gewichtiger eingesetzt. Steve Albini lässt das Klavier tun, was es tun will. Er nimmt AWITN lediglich auf. Produziert hat er Nirvana und Bush, ein drittes Mal, schwor er sich, werde es nicht geben. Thordsons Klavier schafft weite Ambient-Flächen. Einmal sogar für ätherischen, schwer zu entschlüsselnden Hochgesang, wie ihn Sigur Rós zur Perfektion brachten (“Go Now”). Dabei gerät “Dry Land” tatsächlich so trocken wie ein Döner voll Sand. Die Bassdrum erinnert an Teppichklopfen mit dem Schaumstoffhammer. Und man soll offensichtlich hören, was für ein schrecklicher Doppler-Effekt auf der Snaredrum des Openers liegt, aber wäre genau der nicht da – es käme ein eigenartig wichtiger Teil abhanden. Gott weiß, wo der Song dann landen würde. Wo so wenig passiert wie hier, hat jedes Detail seine Rolle. Und jede Rolle wird zur tragenden. Einziger Ausbruch mit E-Gitarren-Gerumpel zwischen Cello, Geige, Drums und Piano ist “Sons”, das einen guten Start für Seite B hergäbe. Selbst dieser Ausbruch gerät so ausgedorrt und schwer genießbar wie Sandpapier auf Toast. Konsequenter geht es nicht, und so läuft auch niemand Gefahr, zu früh aus diesem Sog einer Platte wieder aufzutauchen. Antony And The Johnsons hätten eine Geige vermutlich ähnlich eingesetzt wie die in “A New Dawn”, dafür tönt der Gesang nicht bis zum Erschießen traurig, sondern eher zaghaft positiv, beinahe unschuldig schön. Wie bei einem ruhigen Radiohead-Song. “I really want to/ I really want to/ I really wanna stay…” Ob in jemandes Bett oder eher überhaupt in diesem Leben, wird nicht ausdrücklich erklärt, aber man hat so ein Gefühl, es genau zu wissen. Nach anfänglicher allmächtiger Melancholie reift langsam die Erkenntnis: “Dry Land” ist ein fantastisches Album, das gewaltig niederdrückt, aber letztlich doch nicht vergisst, irgendwann – wenn auch erst zum Ende – wieder aufzufangen. Ein Erlebnis für Menschen, die im Regen lächeln können, und die Kraft ziehen aus mitgelebter Traurigkeit. Die kann man hier miterleben, ohne Gefahr zu laufen, auf ihr hängen zu bleiben. Es ist ja nicht die eigene.

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