Er selbst bezeichnet sich als der größte deutschsprachige Entertainer seit Marlene Dietrich und den größten Fake seit Milli Vanilli. Um die Kraft der visuellen Accessoires weiß der in Schweden geborene Münchner auf jeden Fall. Verglichen mit den Backyard Babies und Klaus Meine hielte er ebenfalls stand, wobei (elektronisch gewürzte) Dreckpfützen-Rockvocals mit deutschem Akzent wirklich so strapazieren, wie man sich das vorstellt. Bezeichnend für Big Boys rosarote Rockrevue: Songs beginnen als Hymnen und enden als Hymnen. Luftholen lässt sich lediglich in der Schauerballade “The Dead Bury Their Own Dead”, die wie vom Sterbebett gehaucht wirkt. Wildes Händeklatschen und synthetisch wirkende Background-Vocals rücken “Hail The Big Boy” gefährlich nahe an die Bravo-Kompatibilität, auch wenn Big Boy viel lieber das Turbonegro-Prinzip in seiner Person vereinigen würde. Wenn man bedenkt, dass homophile NS-Romantik (hier heißt das “Gestasi Baby”) und das Spiel mit Gendergrenzen alte Offiziersmützen sind, kann Big Boy 35 Jahre nach Ziggy Stardust, T. Rex und Alice Cooper ganz schön langweilen. Die Härtesten unter den Tokio-Hotel-Fans haben mit Big Boy aber sicher noch einen Spezi des bad taste vor sich.
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Ponygirl
VÖ: 30.10.2009