Jetzt mal unter uns. Metalcore lebt doch eigentlich von den Maximen eines Regionalligisten im Abstiegskampf – immer ordentlich holzen, immer auf die Knochen, Filigrantechnik sollen doch die in den oberen Ligen einstreuen. Ihr wisst schon, mannschaftliche Geschlossenheit und so. Und was machen Atreyu mit “Lead Sails Paper Anchor”? Da spielt jeder irgendwie seinen Stiefel runter. Die Fraktion des derben Geknüppels geht drauf, als ob es kein morgen gibt, und Ewald Lienens aufgeschlitzter Oberschenkel mit einem Tierpflaster hätte verarztet werden können, die Melodie-Abteilung arbeitet sich langsam aber sicher dahin vor, wo Bon Jovi und Fall Out Boy dank käsiger Backgroundchöre Ringelreih tanzen und sich gegenseitig den Schmalz ins Haupthaar einmassieren – und Metal ist dabei ja bekanntlich immer dann, wenn man sich ein altbekanntes wie altbackenes Riff aus der Mottenkiste ausleiht. Wer mit so was die Luft zerschneiden will, sollte besser keinen stumpfen Löffel in der Hand halten. Wenn dann so eine Truppe auf dem Kindergarten-Sommerfest vom SPD-Ortsverein vor den Ball träte, fände man das niedlich. Aber bitte, das hier soll doch aus den Tiefen des Raums kommen: Abgründe etc. – Trauer, Wut, Schmerz – und was sonst noch auf der Blaupause steht. Große Gesten? Sich eingestehen, dass die besten Tage hinter sich liegen, das ist eine große Geste.
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