“Harmonie ist eine Strategie”, singen Tocotronic auf ihrem neuen Album. Für die vier Schweden, die sich The Mary Onettes nennen, ist Melancholie die Strategie. Wie ein sanfter kühler Windhauch an einem verregneten, grauen Nachmittag klingt ihr LP-Debüt. Besonders traumwandlerisch kommt “Explosions” daher: silberne Kling-Klang-Gitarrenriffs, orgelnde Synthiesounds, eine weit in schöne Melodiebögen ausschweifende Stimme. Hier werden die 80er Jahre nicht neu aufgegossen, sondern weitergesponnen. Mit “Lost” haben The Mary Onettes ihr eigenes “Love Will Tear Us Apart” schreiben wollen, pathetisch und groß, mit treibenden Drums und flirrenden Gitarren. Aufmerksame Seher der TV-Ärzte-Serie “Grey’s Anatomy” werden beide Songs wiedererkennen. Allzu oft verliert sich die Stimme von Philip Ekström im Hall, wenn er aber in “Pleasure Songs” wie ein Singer/Songwriter zur Akustikgitarre singt, klingt seine Stimme wunderbar warm. Ein paar Sonnenstrahlen mehr hätten dem Album zu einem größeren Facettenreichtum verholfen.
weitere Platten
Islands
VÖ: 30.10.2009