Und nun fragt sich mancher, was Panic At The Disco dazu getrieben hat, hatten sie doch mit “A Fever You Can’t Sweat Out” und ihrem simpel gestrickten Emorock, durchzogen und aufgebrochen von Synthesizern und Discoelementen, eine kleine Lawine losgetreten, die eine Menge williger Käufer unter sich begrub. Während in der Zwischenzeit My Chemical Romance auf Queen und die Killers auf Bruce Springsteen machten, sind die Referenzen von “Pretty. Odd.” ebenso offensichtlich, sie könnten mit aufs Cover gedruckt worden sein: Das sich selbst erklärende Intro, die erste Single “Nine In The Afternoon” mit ihrer Instrumentierung voller Streicher, Bläser, Schellen und Glöckchen, alles schielt mit beiden Augen auf ein bandeigenes “Stg Pepper” des 20. Jahrhunderts. Dabei schaffen es die vier aus Las Vegas allerdings, keineswegs überambitioniert und fehl am Platze zu klingen, sondern übersetzen ihren süßen bis bittersüßen Powerpop mit überraschender Leichtigkeit in ein längst aus der Mode gekommenes Soundgewand aus 60s-Pop und zwischenzeitlich gar purem Folk. Produzent Rob Mathes, den Wikipedia vor allem für seine “musikalischen Problemlösungen” kennt, verstand die Ziele der Band, konnte aber nicht verhindern, dass Panic At The Disco auf manchem der 15 Stücke die Puste ausgeht und das Album in der Mitte etwas lahmt. Am Ende bleibt der Eindruck, dass “Pretty. Odd.” ungemein besser zum Auftreten von Panic At The Disco passt, als es ihr Debüt tat. Auf den Nachfolger darf man trotzdem gespannt sein, denn angekommen scheinen die vier jungen Männer noch nicht, könnte “Pretty. Odd.” und das gesamte Konzept doch ebenso gut nur eine Phase sein, die nach anfänglicher Euphorie genauso ihren Reiz verliert wie der Discoemo des Debüts. Zwar mussten PATD nicht befürchten, mit “Pretty. Odd.” kommerziellen Selbstmord zu begehen, denn nun passen ihre Songs nicht nur in die Programme moderner Radiosender, sondern in die aller, aber es ist doch ein riesiger Schritt weg vom Weg, den sie eingeschlagen haben und auch von dem, auf dem sie ihre Fans so gerne sehen. Das wissen auch sie selbst, und so klingt das Intro “We’re So Starving” doch beinah ein wenig mutlos und entschuldigend: “You don’t have to worry, we’re still the same band!”
Anspieltipps She’s A Handsome Woman | Behind The Sea | From A Mountain Of
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