This Will Destroy You
This Will Destroy You
Text: Matthias Möde
Dass es sich dabei um ein Debütalbum handelt, macht die Sache eigentlich umso erstaunlicher. Eigentlich. Denn wer die fulminante “Young Mountain”-EP aus dem Jahre 2006 kennt, der weiß bereits um die ausgefeilten und forttragenden Melodien der Texaner. Zudem hätte man die EP mit ihren sechs Tracks und einer Spielzeit von 36 Minuten durchaus als Album durchgehen lassen können. Bleiben wir aber bei den Fakten und werten die nicht betitelte Veröffentlichung als Albumeinstand, der im direkten Vergleich einen Song und knapp 16 Minuten mehr auf die Waage bringt, die Dezibelzahl aber herunterschraubt. Offenbart der elektronisch untermalte Opener “A Three Legged Workhorse” mit seinem öffnenden Schlagzeug, den verzerrten Gitarren und dem diffusen Rauschen im Hintergrund noch eine ausufernde Passage, spannen uns This Will Destroy You mit dem folgenden “Villa Del Refugio” arg auf die Folter. Sieben schlagzeuglose Minuten, in denen abgesehen von wabernder Effektspielerei wenig passiert – doch das reicht vollkommen aus, lässt nichts vermissen. Als würde man aus dem schönsten Winterschlaf erwachen und von der geruhsamen Gitarrenlinie des sich anschließenden “Threads” in Empfang genommen, die alsdann mit eindringlichem Hall und Tremolo verschmilzt. Die sieben Tracks leben von der Schönheit und Eleganz der Melodien, wie man sie von den Landsmännern Explosions In The Sky kennt. Statt aber auf den postrocktypischen Sinuskurvenverlauf von Laut und Leise zurückzugreifen, konzentrieren sich This Will Destroy You auf die Präzision ihrer ruhigen Klänge und erschaffen das so dicht gewobene Geflecht, das auf dem Cover zu sehen ist. Taucht man hindurch, kann man den Pulsschlag des Rio Grande spüren und die Mythen aufsaugen, die er mit sich führt (“The Mighty Rio Grande”) oder sich von der singenden Gitarre in das gleißende Licht führen lassen (“They Move On Tracks Of Never-Ending Light”). Neben den Tracktiteln liefert nur die im Booklet befindliche Landkarte von Texas inhaltliche Anhaltspunkte. Ansonsten berichtet die Musik von bewegten Geschichten. Und die lässt den Heimatstaat der Band, als gern genommenes Synonym für den amerikanischen Konservatismus, in einem ganz anderen Licht erstrahlen. Wenn hier etwas zerstört wird, dann das Bild eines gefühlslosen Texas.
weitere Platten
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